Infos zu (HERRENHAUSENER%20(WEISSGEBORENE))


Rassenname:
HERRENHAUSENER (WEISSGEBORENE)

Zuchtland:
Deutschland

Zuchtgebiet:
Niedersachsen, Hannover

Besonderheiten:
Alle diese Pferde werden weiß oder hell cremefarben geboren, Ausgestorben

Größe:
155 cm bis 165 cm

Gruppe:
Farbzucht

Blut:
Warmblut

Diese Pferde sind keine richtige Rasse, sondern vielmehr eine sehr bekannte und einzigar- tige Farbzucht, wie viele andere bekannte Zuchten dieser Art. Der Herrenhausener gilt heute in dieser Form als ausgestorben. Es gibt zwar immer noch Zuchten von Weißgeborenen, aber es können Pferde und Ponys der unterschiedlichsten Rassen sein, denn es ist eine Vererbungsfrage.
Die Zucht der Herrenhausener Pferde ist eng mit der Geschichte der Hannoveraner verbun- den. Sie waren ehemalig ein fester Bestandteil des Königlich Hannoverschen Marstalls. Leider existiert diese Zucht nicht mehr, doch es gibt hier einiges Interessantes, das nicht unerwähnt bleiben sollte. Schwerpunkte der Zucht von farbigen Pferden waren in Deutsch- land besonders die Gestüte Memsen, Herrenhausen, Neuhaus, Hunnesrück und auch All- stedt, Beberbeck und Radbuch. Auch die Geschichte der Gestüte war sehr eng miteinander verknüpft.
Benannt wurde dieser Stamm Weißgeborener Herrenhausener nach einem gleichnamigen
Schloss unweit von Hannover, wo diese Pferde um 1844 als Kutschpferde für den Hof des
Landesfürsten genutzt wurden. Begonnen wurde diese Zucht im Jahre 1727 aber im Gestüt Messen mit dänischen Pferden und Pferden mit mehr oder weniger hohen Anteilen von Berberblut. Von dort kamen die Pferde 1803 nach Great Lodge in England, 1810 nach Neu- haus/Solling, sowie im Jahre 1844 nach Herrenhausen. Erloschen ist diese Art der Zucht zwischen 1892 und 1896. Memsen, in der Nähe von Hoyershagen und sein berühmtes ehemaliges Gestüt war bis zu seiner Auflösung ein Privatzuchtgestüt der Krone Hannovers. Diese Zuchtstätte wurde im 17. Jahrhundert (um 1653) im Radebrucher Wald zu Memsen unter Herzog Georg Wilhelm II. als Königliches Hannoversches Gestüt mit 4 Hengsten und 70 Mutterstuten gegründet. Die Hengste waren englische Vollblüter und die Stuten Halbblüter englischer und arabischer Herkunft. Schon ab dem Jahre 1727 sollen hier Albinos gezüchtet worden sein. (Heute ist aber bekannt, dass Pseudo-Albinos bei Pferden nicht existieren). Neben den sehr bekannt gewordenen Weißgeborenen dieses Gestütes bestand auch noch eine sehr gute Zucht von Isabellen, auch Perlfarbige genannt. Diese Pferde waren meist spanischen Ursprungs und wurden zuerst im Gestüt Radbuch, im Lüneburgschen, gezüchtet. Später kamen sie auf Befehl von Georg II. im Jahre 1730 in das Gestüt Memsen. Georg II., der auch das Landgestüt zu Celle im Jahre 1735 mit 8 Holsteiner Hengsten begründete, führte weitere Pferde in den Jahren 1730 bis 1740 ein. Sie wurden vorerst im Gestüt Memsen bei Hoya gezüchtet, kamen aber nach Gründung des Gestütes Herrenhausen (um 1844) bei Hannover an dieses und bildeten dort die Zuchtbasis für die Zucht der berühmten Weißgeborenen Herrenhausener. Unter Kurfürst Georg II. (1730) wur- de Memsen durch den bisher gezüchteten, kräftigen Reitschlag sowie durch Erzielung Weißgeborener Pferde berühmt. In Memsen widmete man sich mit großem Eifer der Weißgeborenen Zucht, die Anfangs nicht glücken wollte. Später wurden auch große Wagenpferde, Falben, Rappen und nebenbei Maultiere gezüchtet. Erst nach und nach wurde dieses Naturbeispiel der Weißgeborenen zur konstanten Rasse. Im Jahre 1798 wurden im Memsen 100 und in Neuhaus 40 Zuchtstuten aufgestellt und zwar 48 für den bekannten Reitschlag, 10 der Weißgeborenen Kutschrasse, 20 mausefarbige, 48 schwarze und 14 isabellenfarbige. Diese bekannten Weißgeborenen Memsener Pferde, die als Wagen- pferde im fürstlichen Marstall der Welfen dienten, waren eigentlich ursprünglich einmal Schecken. Durch eine Verdrängungskreuzung entstanden daraus die bekannten Weißge- borenen Pferde (Wahrscheinlich maximal ausgeführte Sabinos/Overos). Deren Fohlen kamen mit großen braunen Flecken zur Welt, die aber nach ca. 8 Tagen verschwanden. Diese Pferde wurden auch als "Porzellanschecken" bekannt und beschrieben. Die zuerst eingeführten Schecken wurden mit silbergrauen, hellfarbenen Pferden, auch mit arabischen Vollblutschimmelstuten gepaart. Die am meisten weißen Produkte wurden immer wieder zur Zucht verwendet, bis man schließlich, nach vielen Generationen, das primär rein weiße Haar erlangte. Die meisten Weißgeborenen Memsener Pferde wurden erzielt durch die Paa- rung des Schimmelhengstes AUGUSTUS V und des silbergrauen englischen Hengstes LE BARBEBLANC, mit dänischen Milchschimmelstuten. Später (1746) wurden die Nachkom- men von einem, in Dänemark gekauften, jungen Milchschimmelhengst mit dem Namen LE BLANC gedeckt, wodurch diese Weißgeborenen Pferde sich ca. 30 bis 40 Jahre rasseecht erhalten konnten. Um das Jahr 1830 wurde das Gestüt Memsen nach Neuhaus verlegt. Letzteres diente fast
ausschließlich dazu, den hannoverschen Hof mit Pferden sonderlicher Farbe, wie Weißgeborene, Perlfarbene, Isabellen, Gelbe mit Aalstrich, u. a. m. zu versehen. In Herrenhausen wurde sehr früh schon ein Privatgestüt unterhalten mit der Bezeichnung "Hannoversches Hofgestüt". Dieses Gestüt lag ca. 2 km von Hannover entfernt und umfasste eine Fläche von ca. 100 ha. Der Privatbesitz datiert aus den Zeiten bis 1866. Nach dem Tod von König Georg V. kamen das Schloss und der Besitz von Herrenhausen an den Herzog von Cumberland. Unter den Königen von Hannover wurde das Gestüt Herrenhausen mit der Aufgabe betraut, eine Zucht Weißgeborener Pferde mit roten Augen (blaue Augen Schimmern im Gegenlicht rot) und gelben Lippen, auch bekannt als Kakerlaken, aufzubauen. Zu diesem Zweck wurden um 1830 in das Gestüt englische und arabische Vollblüter aufgestellt. Später folgten Pferde aus dem Gestüt Memsen. Besonders bekannt war der Arabische Vollblüter MALCOM. Weiterhin bestand in dem Gestüt auch eine Isabellenzucht. Das Gestüt sollte stets 12 Weißgeborene und 10 Isabellen im Bestand haben. Im Jahre 1866 wurde das Gestüt Herrenhausen vergrößert, besonders durch die Pferde aus dem aufgelösten Gestüt Neuhaus. Die Zucht der Isabellen und Weißgeborenen in Herrenhausen hat bis 1895 fortbestanden. Vor der endgültigen Auflösung der Zucht der farbigen Pferde gingen einige Exemplare nach Dänemark (Fredericksborg), wo früher auch eine bekannte Zucht Weißge-borener Pferde existierte. Weitere Pferde kamen nach Great Lodge in Großbritannien. Der letzte Rest des berühmten "Hannoverschen Hofgestütes" bestand noch in drei Weißgebore- nen Schimmeln, den Hengsten FLÜGEL und GUIDO und der Stute TERTIA, die 1892 und im November 1895 getötet wurden und in einem 19jährigen Isabellenhengst, der im Juni 1896 den ersteren ähnlich folgte. Die Gestüte Hunnesrück und Neuhaus am Nordabhang des Solling unweit der Stadt Dassel, westlich vom Harz, gehörten vor Zeiten den Grafen und Raugrafen von Dassel. Beide Gestü- te waren die Hauptpunkte eines im Sollinger Wald betriebenen halbwilden Gestütes. Dieses halbwilde Gestüt wurde in den Jahren 1839 bis 1840 betrieben. Die Mutterstuten bildeten die Abstammung in zweiter Linie von Arabern, Persern und englischen Vollblütern.
Im Jahre 1860 ging das nach Neuhaus verlegte Gestüt wieder an Memsen zurück und das zu Neuhaus wurde 1866 aufgehoben, die Überreste, besonders der Wagenschlag, gingen z. T. nach Herrenhausen. Im Jahre 1867 und 1868 wurde das Gestüt Neuhaus wieder bezogen und widmete sich der Zucht von Remonten für die Königlichen Preußischen Remontedepots zu Hunnesrück. Eine weitere deutsche Zuchtstätte von Weißgeborenen und Isabellen war das Gestüt Allstedt
, nahe der gleichnamigen Stadt an der Rohne, ca. 10 km südöstlich von Sangerhausen. Es
soll schon vor 1738 gegründet worden sein und von Beginn an Isabellen aus Spanien (Anda- lusien) und Rappen aus der Trakehner Rappenherde gezüchtet haben. Enge züchterische Beziehungen bestanden auch zu den Gestüten Herrenhausen und Beberbeck. Alles in allem blieb diese Pferdezucht ein Kunstprodukt, das nur durch intensive und fach- männische Inzucht erhalten werden konnte. Die Folge dieser Zucht waren kleine und feh- lerhafte Pferde, deren Fruchtbarkeit und Lebensfähigkeit immer mehr nachließ. Ihr Ge- brauchswert war gering und sie wurden oft nur zu Paradezwecken genutzt. Blutauffri- schungen, um die Fehler auszumerzen, wurden versucht, doch dann später unterlassen, da das Interesse an der international bekannten Rasse immer mehr sank. Leider ist heute wieder ein Aufschwung der Farbzuchten zu erleben, doch modernere Zucht- methoden, Sachkenntnis und engagierte Züchter haben aus den vielen Fehlern gelernt und unter den Bunten sind heute sehr oft gute Vererber und auch Hochleistungssportpferde zu finden. Weiterhin hat man heute die Möglichkeit durch verschiedenste Gen-Tests die Pferde besser zu testen um damit Zielgerichteter zu verpaaren.

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