Infos zu (ZWEIBR%C3%9CCKER%20WARMBLUT)


Rassenname:
ZWEIBRÜCKER WARMBLUT

Zuchtland:
Deutschland

Zuchtgebiet:
Rheinland-Pfalz

Besonderheiten:
Name der Rasse vom Gestüt, gehört zur Rassegruppe Deutsches Reitpferd

Größe:
155 cm bis 165 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Warmblut

Gemeinsam mit den anderen bekannten warm(halb)blütigen Reitpferderassen Deutschlands gehört auch das Zweibrücker Warmblut zu der Rassegruppe Deutsches Reitpferd. Diese Gruppe von Reit -und Sportpferden werden alle nach dem gleichen Leistungsprinzip gezüchtet und nähern sich heute in Erscheinung, Aussehen und Abstammung immer weiter
Die Geschichte dieser recht alten Pferderasse ist eng mit der Geschichte der des Gestütes Zweibrücken verbunden. Schon zu Anfang des 16. Jh. wurde im Herzogtum Zweibrücken eine recht gute und leistungsstarke Pferde¬zucht betrieben. Damals war es meist eine klösterliche Zucht. So wurden in den Klöstern Hornbach und Wörschweiler Pferde für den Marstall des Hofes gezüchtet. Es war eine zu dieser Zeit recht übliche Dienstleistung der Klöster an den Hof. Um den wachsenden Pferdebedarf zu befriedigen erfolgte im Jahre 1755 durch Herzog Christian IV die Gründung des Gestütes Zweibrücken als reines Hofgestüt. Dieser Herzog war ein versier-ter Pferdekenner und Reiter. Neben dem Gestüt baute man auswärtige Deckstationen auf mehreren herzoglichen Gütern auf. Die in den Deckstationen auf¬gestellten Deckhengste deckten nicht nur die edlen Gestütsstuten sondern auch gute Stuten der Bauern. Die wohl geratenen Fohlen aus den bäuerlichen Zuchten mussten an den Marstall abgeliefert werden.
Weiterhin war es den Bauern bei strengster Strafe verboten gute Zuchtprodukte selber in das Ausland zu verkaufen. Neben der Deckstation fungierten die Hofgüter Eichelscheid und Holz-hausen als Aufzuchtstätten des Gestütes. In der damaligen Pferdezucht fand man fast nur sehr edles und schönstes Pferdematerial. Aus Hengsten orien¬talischer und spanischer Abstammung, sowie englischen Voll- und Halbblutstuten entstand durch gelungene Verschmelzungen die damalige edle Zweibrücker Rasse. Im Jahre 1780 zählte man im gesamten Gestütsbetrieb mit den Aufzuchtstätten und Deckstationen über 1 000 Zuchtpferde und über 2 000 Zuchtstuten aus bäuerlicher Zucht. Die Zweibrücker Pferde der damaligen Zeit könnte man heute mit einem schönen Anglo Araber vergleichen. Sie zeichneten sich durch gutes und lebhaftes Tempera-ment, große Zähigkeit und Ausdauer und schnelles, wendiges Galoppiervermögen aus. Recht bald erfuhr man auch im Ausland von diesen guten und schönen Pferden. Wie gut diese Pferde waren beweist die Tatsache das sogar das Gestüt Trakehnen im Jahre 1783 150 Hengste für die eigene Zucht erwarb die sich dort auch gut in die Ostpreußenzucht integrierten. Bedeutende Zuchthengste dieser Zeit waren der englische Vollblüter BAUDY v. DARLEY ARABIAN aus einer Stute von BYERLY TURK und der Original Araber VEZIR. Letztgenannter Hengst kam als Schenkung aus Wien. Für die bäuerliche Zucht erwarb man Hengste aus Dänemark, Mecklenburg, Spanien, Nordfrankreich und später auch eigene Hengste. Durch die strenge und kategori¬sche Zucht bei den Bauern wurde das Niveau ihrer Pfer¬de in kürzester Zeit recht stark angehoben. Die Folge¬erscheinung war recht bald eine sehr einheitliche Typprä- gung der Rasse. Im Jahre 1785 standen der Zucht ca. 2 000 erstklassige Zuchtstuten zur Verfügung die sehr einheitlich im Rassetyp waren. Die Hengste dieser Zeit führten fast alle edelstes orientalisches und. spanisches Blut. Die damaligen Pferde der Rasse waren mittelgroß, von elegantem Körperbau und hatten ein recht kräftiges Fundament. Durch diese Eigenschaf-ten waren die Pferde sehr vielseitig einsetzbar. Sie wurden als Reit-, Dressur-, Jagd- und Kutschpferd verwendet. Besonders die Hengste wurden schon damals einer Art Leistungsprü- fung unterzogen. Dies tat man bei Parforce Jagden, bei denen die Hengste ihre Kraft, Schnel-ligkeit und Aus¬dauer unter Beweis stellen mussten. Taten sie dies nicht, wurden sie aus der Zucht genommen oder kastriert. Doch gerade in der Blüte der Zucht bekam sie die ers¬ten Schwierigkeiten. Im Jahre 1793 besetzten die Fran¬zosen das Herzogtum und beschlagnahmten fast alle Pferde. Sie kamen in das neu eingerichtete Gestüt bei Nancy, in das Haras Nationale Rosières aux Salines. Napoleon war von der Rasse und Klasse dieser Pferde be¬geistert und ritt recht lange einen erbeuteten Zweibrücker Hengst. Weiterhin bewunderte er ein Kavallerieregi- ment das mit Zweibrücker Pferden ausgestattet war und sich durch Geschicklichkeit und Ausdauer bei den Gefechten auszeichnete. Doch Pferde solcher Klasse können nur auf heimatlichen Boden richtig gedeihen. Zu dieser Ansicht brachte der König Maximilian von Bayern den Kaiser Napoleon bei einer Unterredung. Die Folge war der Entschluss Napoleons die Pferde wieder in die Heimat zu bringen. So veranlasste er im Jahre 1806 die Rückführung der Pferde nach Zweibrücken und erhob das Haras Impériale Deux – Ponts, das kaiserliche Gestüt Zweibrücken, zum französischen Staatsgestüt erster Klasse. Durch umfangreiche Zuwen-dungen aus der französischen Staatskasse konnte das Gestüt viele Geländeerweite-rungen und Neubauten ausführen. Der Pferdebestand erhöhte sich und man holte sich beste Zuchthengste aus Sababurg (Beberbeck) und Ungarn, sowie aus Spanien und Norddeutsch-land. So standen zu dieser Zeit ca. 200 Beschäler in den Boxen. Mit dem Ende Napoleons, im Jahre 1814, ging auch die Zweibrücker Zucht etwas in die Knie. Die Pferde des Gestütes kamen zu einem Teil, ca. 78 Beschäler, 29 Mutterstuten und 24 Hengstfohlen, nach Frankreich und zum anderen, ca. 2 Beschäler und 103 Mutterstuten und 50 Pohlen, in das Friedrich Wilhelm Gestüt nach Neu¬stadt an der Dosse. In Zweibrücken selber verblieben nur noch 3 Stuten und 17 Pohlen zurück. Doch nicht alle von den Franzosen erbeuteten Pferde kamen in Frankreich an. So erbeuteten österreichische Kürassiere einen recht großen Teil der Hengste bei Auxerre. Unter diesen Hengsten war auch der berühmte Anglo Normänner NONIUS, der in Ungarn eine Rasse mit gleichen Namen begründete. Ab dem Jahre 1815 unterstand das Gestüt Zweibrücken der pfälzischen Kreisverwaltung. Doch Mangel an geeig-neten Zuchthengsten, dilettantische, unentschlossene und schlechte Zuchtwahl behinderten zu dieser Zeit eine weitere Zucht im üblichen Sinne und Ziel. Man be¬gann, der damaligen Zeit entsprechend, einen leichteren und einen mittelschweren Pferdeschlag zu züchten. Zu diesem Zweck führte wurden normannische Halbblüter, englische Vollblüter und Araber aus Syrien eingeführt. Einer der letzten dieser Hengste, CHOUEIMAN, ein Araber, schlug sehr gut ein und hinterließ eine recht gute Nach-zucht. Ab dem Jahre 1550 kreuzte man schwerere Warmblüter, wie Oldenburger, Ostfriesen und schwere Anglo Normannen ein. Vollständig unter die Fittiche des bayerischen Staates kam das Gestüt ab 1890, da es zuvor etwas zu verwahr¬losen drohte. Nun kamen dem Gestüt auch wieder Geldmit¬tel zu, um es zu verbessern und weiter auszubauen. So wurden auch wieder Hengste eingekauft, besonders aus dem ungarischen Babolna. Hier hatte der Hengst O’BAJAN den größten Einfluss. Zweibrücken erhielt auch recht bald den Status eines Haupt- und Landgestütes den es noch heute hat. Der Pferdebestand betrug 68 Hengste für die Landespfer-dezucht, 4 Hauptbeschäler, 55 Mutterstuten, 125 Jungpferde und 20 Wirtschaftspferde. Zuchtziel zu dieser Zeit war ein kräftiges Halbblutpferd mit der Eignung als Reit- und Wagen-pferd für den Militärdienst. Die Landbeschäler deckten auf 31 Stationen 2 500 Stuten. Den stärksten Bluteinfluss übten um 1900 Hengste aus Babolna (Araber), Hannoveraner und Anglo Normänner aus. Den ersten Weltkrieg überstand das Gestüt unbeschadet. Nach dem Krieg wurde das Zuchtziel verändert und man begann ein mittelschweres Warmblutpferd zu züchten das für Handel und Landwirtschaft geeignet sein sollte. Um das Zuchtziel zu erreichen wurden diesmal Ardenner Kaltbluthengste in der Zucht eingesetzt. In Folge der Kriegshandlungen mussten die Pferde zwei¬mal, 1940 und 1944, nach Achselschwang, Schwaiganger, Landshut und Ansbach verlegt werden. 1945 war das Gestüt zerstört und die Pferde die 1946 zurück-kehrten kamen vorüber-gehend nach Birkausen und Eichelscheiderhof. Im Jahre 1947 bezogen die Pferde dann wieder die Gebäude des Gestütes. Kurze Zeit flammte die Zucht wieder auf. 45 Warmblüter und 15 Kaltblüter deckten 4 000 Stuten. Der weitere Neuaufbau des Gestütes ging voran. Um 1955 standen im Gestüt 40 Hengste, 20 Mutterstuten und 50 Fohlen. Der tota1e Niedergang der Zucht begann Ende der 50er Jahre. 1960 befanden sich in der Zucht nur noch 235 Stuten die gedeckt wurden. So wurde das Gestüt in den Jahren von 1959 bis 1966 aufge-löst. Die Stuten und Fohlen wurden verkauft und das ehemalige Gestüt schrumpfte zum Landgestüt mit aus¬schließlicher Hengsthaltung zusammen. Die letzten Kalt¬blüter nahm man im Jahre 1971 aus der Zucht und die Aufzuchtstätten Eichelscheiderhof und Birkhausen wurden verpachtet. Heute stehen in Zweibrücken noch ca. 25 bis 305 Landbeschäler und das Zuchtziel heißt auch hier recht eindeutig “Deutsches Reitpferd‘. Daher setzte man von 1960 bis 1977 vermehrt Trakehnerhengste in der Zucht ein. Zeitweise waren es 13 Stück. Ganz allmäh-lich drang aber auch der Hannoveraner in das Zuchtgeschehen ein, das er heute auch noch maßgeblich be-stimmt. Zwischendurch kamen in diesem Zuchtzeitraum auch immer wieder dosiert Vollblüter zum Einsatz. In diesem Zeitraum standen in Zweibrücken 2 Vollblüter, 1 Trakehner, 16 Han-noveraner, 1 Zweibrückcr, 1 Holsteiner, 1 Westfale und 1 Oldenburger für die Zucht zur Verfügung. Die Hengste stehen auf einer staatlichen und über 10 Leihhengst-stationen und sind so für alle Züchter zugänglich. Auf der Reitanlage des Gestütes finden Stutenschauen und Auktionen statt. Sie wird weiterhin vom Reit- und Fahrverein genutzt. Hengste müssen sich in einer vorgeschriebenen Eigenleistungsprüfung unter Beweis stellen. Der heutige Zweibrücker hat nicht mehr sehr viel mit dem ehemaligen edlen Halbblüter zu tun, doch werden in letzter Zeit Anstrengungen unternommen dieser Rasse wieder den alten Glanz zu verleihen. Der Fort-bestand der Rasse gilt aber als sicher, da diese Pferde sich schon sehr gut bei den verschie-densten Sportarten erfolgreich zeigten.
Zuchtgebiet ist heute besonders das Bundesland Rheinland – Pfalz mit dem Landgestüt Zwei-brücken. Zuchtorganisation ist der LANDESVERBAND der PFERDEZÜCHTER PFALZ/SAAR e. V. in Kaiserslautern und er betreut ca. 3 000 Stuten.
Dieser ausgezeichnete deutsche Warmblüter zählt mit vielen anderen Rassen mit ähnlichem Zuchtziel zur Rassegruppe Deutsches Reitpferd. Diese Gruppe von Reit -und Sportpferden werden alle nach dem gleichen Leistungsprinzip gezüchtet und nähern sich heute in Er-scheinung, Aussehen und Abstammung immer weiter an.
Der heutige Zweibrücker ein mittelschweres, tiefes und gängiges Warmblutpferd mit deut-lichem arabischen Einschlag. Ein recht elegantes und harmonisches Pferd. Der Kopf ist fein, edler und oft arabisch beeinflusst. Der Hals ist schön angesetzt und gut getragener, mittellang und kräftig. Der Widerrist deutlich ausgeprägt. Die Schulter schräg und gut gelagert. Der kräftige und tragstarke Rücken endet mit einer gut herangeschlossenen und ziemlich geraden und wenig abfallenden Kruppe. Der Schweif ist hoch angesetzt und wird schön getragen. Der Körper besticht durch eine bedeutende Rumpftiefe und eine stattliche Rippenwölbung. Das Fundament bilden vier trockene, gesunde, gut bemuskelte, kräftige und korrekt gestellte Gliedmaßen mit soliden und ein¬wandfreien Sehnen und Gelenken. Die Größe liegt bei ca. 160 cm bis 168 cm. Pferde dieser Rasse sind meist Füchse, es folgen an¬dere Farben. Der Zwei-brücker ist ein eher gutes und solides Reitpferd. Er ist im Wesen gutartig, ruhig, ausgeglichen, eifrig und zuverlässig. Weiterhin ist er robust und hat gute Nerven. Die Pferde haben einen energischen Schritt, einen bodendeckenden Trab und einen schwungvollen Galopp.

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