Infos zu (TSCHECHISCHES%20WARMBLUT%20(B%C3%96HMISCH%20%E2%80%93%20M%C3%84HRISCHES%20WARMBLUT))


Rassenname:
TSCHECHISCHES WARMBLUT (BÖHMISCH – MÄHRISCHES WARMBLUT)

Zuchtland:
Tschechien

Zuchtgebiet:
ganzes Land

Besonderheiten:
Eine junge Rasse

Größe:
162 cm bis 165 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Warmblut

Die Tschechische Republik ist züchterisch ein sehr interessantes und vielseitiges Pferde-
land. Im Jahr 1990 wurde die Tschechische Assoziation der Pferdezüchterverbände mit Hauptsitz in Pisek gegründet. Dieser Organisation gehören 20 Pferdezuchtverbände an, die nach Region und Pferderasse unterteilt sind. Diese Assoziation hilft den Verbänden und Pferdezüchtern mit der Registrierung und Zulassung der Pferde in der Zucht, hilft bei der Suche und Auswahl der geeigneten Hengste und informiert über legislative und administra-
tive Neuerungen. Sie vermittelt die Zusammenarbeit zwischen den Pferdezuchtverbänden und dem tschechischen Landwirtschaftsministerium und weiteren Ministerien oder zentra-
len Institutionen. Schon seit 10 Jahren finden in der Tschechischen Republik Leistungs-
prüfungen in Springen und Dressur für 4-, 5- und 6jährige Hengste statt. Jedes Jahr wer-
den die besten Hengste in einem Finale präsentiert. Auch Stuten können Leistungsprüfun-
gen ablegen. Die Staatshengstdepots befinden sich in Pisek (Südböhmen) und Tlumaöov
(Südmähren). Die Gestüte und größere Zuchtzentren für das tschechische Warmblut befinden sich in Albertovec bei Opava, Slatinany, Humburkyn - Mönik, Zabovfesky bei Beneov, Nebanice bei Cheb, Rosice bei Brno, Heroutice bei Beneov, Osik bei Litomyl, Borcice bei Trutnov, Osinalice bei Ceska Lipa und vielen weiteren Orten.
In den letzen 20 Jahren hat man sich, neben der Zucht der bekannten tschechischen Ras-
sen, wie dem Kladruber, dem Kinsky Pferd und dem Huzulen auch der Warmblutzucht ver-
schrieben. Neben diesen altbekannten Rassen hatte Tschechien auch schon immer auch eine sehr gute Vollblutzucht und Zuchten guter Jagdreitpferde. Es fehlte aber ein eher warmblütiges Pferd für den Massenreitsport, da die andern bekannten Rassen nur bedingt für den Sportler oder Freizeitreiter geeignet waren.
Anfänglich standen die böhmischen Pferde im deutlichen warmblütigen Typ und bekamen schon frühzeitig edles Blut in die Zucht, durch die zahlreichen Gestüte des damaligen Adels die meist mit spanischen und orientalischen Material und später auch mit Englischem Voll-blut züchteten. Durch Kaiserin MARIA THERESIA (1717 bis 1780) und Kaiser JOSEPH II. (1741 bis 1790) wurden schon sehr früh Gesetzte und Reglementierungen für die Pferde-zucht geschaffen. Bis in die Mitte des vorigen Jh. war die Warmblutzucht in Böhmen sehr gut organisiert und die Pferde auch sehr ansprechend. Leider wurden diese Warmblüter bald die Opfer des zunehmenden Ackerbaus, der Industrialisierung und der Umorientierung der böhmischen Züchter. Die Folge war eine recht wilde und unkontrollierte Mischzucht mit allen Rassen die in der Zuchtgegend zu bekommen waren. Dies kam auch durch die feh-lende Kontrolle und die Art und Weise wie die Bauern oder andere Pferdezüchter ihre Pferde von den verschiedensten Pferdemärkten einkauften ohne um die Abstammung dieser Pferde zu wissen. So wurden Englische Voll- und Halbblüter, Orientalen, Norfolk Roadster, Anglo - Normannen, Lipizzaner, Kladruber, Orlow Traber und sogar noch Ardenner und Noriker miteinander verkreuzt. Weiterhin hatte man für diese Pferde auch noch kaum genügend eigenes Weideland, Fohlen wurden billig verkauft und kamen, auf besseren und üppigeren Weiden im Ausland aufgezogen, gelegentlich sogar wieder in die Heimat zurück. Hier wur-den manche sogar Zuchthengste oder erfolgreiche Wagen- und Reitpferde. Im Jahre 1875 wurde durch diese Begebenheiten auch auf die Remontierung von Kavalleriepferden für die Armee in Böhmen verzichtet.
In Mähren züchtete man ein eher schwereres warmblütiges Reit- und Wagenpferd, das we-gen der verschiedenen Ausgangsrassen auch sehr uneinheitlich war. So waren die Pferde im Zentrum Mährens größer und hatten mehr Adel als die im Süden gezogenen Pferde, die ver-mehrt orientalisch geprägt waren und sich durch gutes Temperament und ein gutes Gang-werk auszeichneten.
Besondere Bedeutung für die Warmblutzucht hatte auch das Gestüt Kladrub. Bis zum Ende des ersten Weltkrieges standen hier Cleveland Bays zur Nutzung als Wagenpferde. Doch nach 1918 wurden diese wertvollen Pferde in alle Richtungen verkauft und mussten nun Pferden aus Radautz und Mezöhegyes weichen, die den Tschechen im Frieden von Trianon, im Jahre 1920, zugeteilt wurden. Diese Pferde stammten aus der alt-österreichischen-ungarischen Zucht der Halbblutrassen Furioso, North Star, Furioso-North Star, Przedswit und Gidran und wurden als Armeeremonten gezüchtet. Diese Halbblüter, die deutlich im Typ eines Sportpferdes standen, wurden nun in Kladrub sogar nach Farben sortiert gezüch-tet, wobei die Füchse überwogen. Später, in den zwanziger Jahren, setzte man in der Zucht einige Oldenburger Hengste zur Verstärkung der edlen Halbblüter ein. Denen folgen 10 Jahre später auch noch einige Hannoveraner.
Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte die böhmische und mährische Warmblutzucht eine schwere Phase. Viele Pferde waren durch die Remontierung der deutschen Besatzungs-macht im Krieg geblieben und auch sonst wurden Pferde durch Maschinen ersetzt. Alle Pferdezahlen gingen dramatisch zurück.
Doch man versuchte nun ein warmblütiges Pferd für den Export zu züchten. Besondere Bedeutung in der tschechischen Zucht erlangte der Hannoveraner Fuchshengst JENERAL der als Beutepferd 13 Jahre lang in der böhmischen Landeszucht wirkte. Unter dem Namen ALARM deckte er ab 1959 noch weitere 9 Jahre als Hauptbeschäler in Kladrub. Dieser „Stempelhengst“ hinterließ nicht weniger als 29 Landbeschäler und 38 Zuchtstuten. Auf weitere solche Erfolge hoffend wurden weitere Hannoveraner eingestellt, die aber leider nur eine mittelmäßige bis schlechte Nachzucht brachten, da sie selber von geringer Qualität waren und zudem noch die Anlage zur Hufrollenentzündung vererbten. Weiterhin waren durch diese Hengste die guten Eigenschaften der alten Halbblutstämme nun fast gänzlich verloren gegangen. Nachdem bis 1992 noch fast 100 Warmblüter in Kladrub standen sind heute nur noch einige wenige, aber sehr gute Warmblutstuten zu finden die im Wesentli-chen auf den Hannoveraner MERIAN und den Englischen Vollblüter ANNO zurückgehen. Für die Warmblutzucht fungiert seit 1992 der Holsteiner COMERO v. RAMIRO. In Kladrub selber widmet man sich heute vermehrt der Zucht des Kladrubers.
Im Land selber versuchen Züchter aber stetig die Eigenschaften dieser Rasse zu verbessern, doch kommen die Pferde meist nur als Exportpferde für den Freizeitreiter oder für Reitschu-len in Frage. Obwohl diese Pferde in die verschiedensten Länder exportiert werden, müssen sie sich im internationalen Sport und Ansehen noch bewähren.
Die Zucht des Tschechischen Warmbluts gewinnt heute eine immer größer werdende Rolle in Tschechien an. Viele Gestüte sind nach der Wende privatisiert worden und werden auch von ausländischen Privatiers unterstützt. Man bemüht sich sehr die Zucht an die der ande-ren europäischen Warmblutzuchten anzugliedern, indem gleiche Zucht, - Selektions- und Leistungskriterien angewandt werden.
Im Aussehen unterscheidet sich dieser Warmblüter kaum noch von den typischen Vertre-tern gleicher Rasse im Westen. Der Tschechische Warmblüter ist ein stattliches, robustes und solides Warmblutpferd, das deutlich die Merkmale des internationalen europäischen Warmblutpferdes zeigt. Die meisten Pferde sind Braune oder Füchse mit kleinen Abzeichen, Schimmel, Rappen oder anderen Farben sind selten. Seine Größe liegt bei ca. 162 cm bis 165 cm. Die Pferde sind gutmütig, unkompliziert, willig und leistungsbereit. Sie eignen sich für alle Reitsportarten und sind auch im Gespann einsetzbar. Die Gangarten sind energisch, fördernd und ausgeglichen.

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