Infos zu (CAMARGUE%20PFERD%20(CRIN%20BLANC))


Rassenname:
CAMARGUE PFERD (CRIN BLANC)

Zuchtland:
Frankreich

Zuchtgebiet:
Süden, Region Provence - Alpes Cote d’Azur, Departement Bouches - du - Rhone, Camargue

Besonderheiten:
Wasserpferd der Camargue, nur Schimmel, Name der Rasse vom Lebensraum

Größe:
135 cm bis 150 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Kleinpferd

Südfrankreich und das Rhone-Delta und dessen wilde weiße Pferde, die durch das Meer galoppieren oder schön anzusehen im Schilfgras stehen, sind dort Motiv einer jeden Postkarte und gelten auch als sicheres Objekt für den eigenen Fotoapparat. Doch die Legende von den wilden Pferden stimmt leider nicht mehr so ganz. Die meisten Pferde gehören bestimmten Reitställen oder Züchtern und leben nur noch mehr oder weniger wild. Es ist für viele Menschen bestimmt schön an diese weißen wilden Pferde glauben zu können, noch dazu weil es die bekanntesten in Europa sind, doch die heutige Zeit macht viele Legenden kaputt. Bilder von kämpfenden weißen Hengsten in einer märchen-haften Landschaft gibt es so nicht mehr und hat es nach Aussagen von den dortigen Menschen auch nie so gegeben-“ eine Legende also“.
Südfrankreich und die bekannte Provence gehören bereits zum Bereich der mediterranen Vegetation und bieten für Mensch und Tier ziemlich schöne aber auch harte Bedingungen. Es ist ein karges und raues Land was im Sommer glühend heiß und trocken ist und in den restlichen Jahreszeiten von dem Mistral, einem rasenden, salzigen Wind aus der afrikanischen Wüste geprägt wird. Die dortige Vegetation besteht aus spärlich wachsenden und verkümmerten Sträuchern, harten Riedgräsern, Schilf und Salz-pflanzen, die den Pferden als Nahrung dienen. Der Boden ist in den anderen Jahreszeiten immer mit Salzwasser bedeckt und bietet daher zusätzliche Härten des Überlebens. Doch die Menschen sind stolz auf ihr Sumpfland und nennen es das „erhabenste Land, das der Mensch erobert hat“. Die Lebensbedin-gungen bringen außerordentliche Härte und Ausdauer hervor. So sind auch die Pferde dieses Land-striches etwas Besonderes. Sie werden seit alters her schwärmerisch „Pferde des Meeres“ genannt. Sie sind neben den ebenso berühmten schwarzen Stieren Sinnbild dieses Landesteiles. Der weiterhin bekannte Name Crin Blanc kommt von der französischen Bezeichnung für „Weiße Mähne“.
Das Pferd der Camargue ist eine sehr alte Rasse die wahrscheinlich schon in prähistorischer Zeit in der Camargue gelebt hat. Diese Pferde gehören mit anderen ähnlichen Pferden dem Hauptstamm des Equus caballus fossilis an. Wie bei allen älteren Rassen ist die Herkunft nicht genau bekannt. Es ähnelt stark den Höhlenmalereien in Lascaux, in der Region Limousin im Departement Corréze und Niaux in der Region Midi - Pyreénéés im Departement Ariege, die auf etwa 1 500 v. Chr. datiert wer-den. Weiterhin auch dem alten Solutré Pferd, einem prähistorischen Pferd, dessen Überreste im 19. Jh. in Solutré, in der Region Burgund im Departement Saone et Loire gefunden wurden und auf 5 000 Jahre geschätzt wurden. Der bekannte französische Hippologe Prof. Bourdelle hält beides als mög-lich, also die Verwandtschaft zum Solutré Pferd aber auch zum Hauptstamm des E. c. fossilis.
In vorchristlicher Zeit bekamen die Pferde den Einfluss der Ostgoten und Wandalen die auf asiati-schen oder mongolischen und diluvialen Pferden bei ihrer Invasion beritten waren, zu spüren. Im 7. und 8. Jh. erfolgte ein mehr oder weniger starker Einfluss des Berbers durch die maurischen Ero-berer die von Afrika nach Europa kamen. Doch trotz dieser Einflüsse blieben die Pferde durch die isolierte Lage der Camargue von weiteren Fremdeinflüssen später weitreichend verschont.
Die Pferde der Camargue sind insgesamt gesehen keine Schönheiten, sondern stellen oft ein primiti-ves Pony mit dem Einschlag des Berbers dar. Manche Pferde sehen aus wie ein Miniberber. Der Kopf ist eher grob und schwer, der Hals kurz, der Widerrist flach. Die Schulter ist sehr steil und die Brust tief und gut bemuskelt. Der gute starke und kräftige Rücken und die gute Gurttiefe heben die anderen Eigenschaften etwas auf. Die Kruppe ist abgeschlagen, aber trotzdem kurz und stark und en-det mit einem tiefen Schweifansatz. Die Gliedmaßen sind meist gut geformt, kurz und kräftig und mit soliden, starken Gelenken versehen. Die Hufe sind naturbedingt etwas breit, aber hart und gesund und brauchen nie einen Beschlag. Die Schimmelfarbe ist das beste Erkennungsmerkmal und ein plus gegen die enorme Hitze und Sonneneinstrahlung am und im Wasser. Wie alle Schimmel werden auch diese Pferde mit der schwarzen Fellfarbe geboren und erhalten erst nach einigen Jahren ihre strahlend weiße oder weißlich - graue Farbe. Das Langhaar ist üppig und auch weiß. Die Größe der Camargue Pferde liegt heute bei 135 cm bis 150 cm, denn es gibt durch Araber - Einkreuzungen größer werdende Pferde. Das Gewicht liegt bei ca. 350 kg. Durch die Umwelt- und Klimabedingungen im tiefen Süden Frankreichs, besonders hier in der Camargue, sind die Pferde unglaublich hart und genügsam. Sie finden ihr Futter nur zwi-schen und im Schilf, mehr gibt es nicht. Pferde dieser Rasse sind spät-reif, erst mit 5 bis 7 Jahren sind sie ausgewachsen (Parallele zum Berber). Aber mit einer durch-schnittlichen Lebenserwartung von 25 Jahren und mehr, sind sie sehr langlebig.
Durch die steile Schulter ist der Schritt sehr lang und der Trab kurz und abgehackt und wird daher kaum geritten. Im Galopp und im Kanter bewegen sich die Pferde außergewöhnlich frei und schwungvoll. Sie sind weiterhin sehr trittsicher, mutig und stets agil. Das Temperament kann mit-unter, je nach Einkreuzung, sehr feurig sein. Sie haben einen angeborenen „Stierinstinkt“, ähnlich dem „Cow sense“ des Quarter Horse oder dem Herdentrieb des Schäferhundes.
Brandzeichen dienen zur Identifikation. Meistens ist es ein ein „C“ in einer Wappenumrahmung auf dem linken Hinterschenkel. Bei Privatpferden- oder Tourismuspferden gibt es die Zeichen der ver-schiedensten Besitzer auf die gleiche Weise und sie können manchmal ungewöhnlich groß sein. Diese Pferde waren schon immer die der französischen Cowboys der Camargue, der Guardians. Sie hatten durch ihre Arbeit mit den Pferden und den Stieren eine große Unabhängigkeit. Die Ausrüstung dieser Reiter ist bis heute ähnlich geblieben. Sie besteht aus einem Seil aus Pferdehaar von 11 m Länge und dem charakteristischen Drei-zack. Das Seil wird vom Boden her genutzt und der Dreizack dient der Abwehr aggressiver Stiere und zum umwerfen der Kälber, wenn sie ihr Brandzeichen erhalten sollen. Das Camargue Pferd hat ein eigenes spezielles Zaumzeug, oft besteht es nur aus einem Strickhalfter. Der Sattel ist einzigartig, dem von andalusischen und portugiesischen Pferden zwar ähnlich, aber nur in der Camargue und auf deren Pferden, zu sehen.
Die Anerkennung als Rasse erfolgte beim Camargue Pferd ziemlich spät. Sie wurde erst 1968 offiziell registriert, als ein Zuchtverband gegründet wurde. Heute finden jährliche Hengstbesichtigungen unter der Leitung des Staatsgestütes in Nimes statt. Durch die auch in Südfrankreich gängige Praxis von Arabereinkreuzungen, gibt es eine immer größere Anzahl von Mischlingen. Dies ist auch bedingt durch den Wunsch nach etwas größeren Pferden für den Tourismusbetrieb.
Heute sind auch große Teile der Camargue trockengelegt und dienen der Landwirtschaft wie Reisanbau und Weintraubenbau. Die Arbeit mit den Stieren ist aber immer noch Aufgabe der Camargue Pferde, sowie deren Auftritte bei bekannten Volksfesten.
Die eigentlichen geschützten wirklich „wilden“ Camargue Pferden leben heute im Nationalschutzge-biet auf einer Insel in der Lagune Etang des Vacarès und umfasst ein Gebiet von ca. 6880 ha. Hier sind diese restlichen Pferde geschützt und können nicht von Touristen gestört werden. Auf die Insel kommt man nur mit einer Sondergenehmigung oder man kann sie überfliegen. Der Tourismus nimmt stetig zu und ein Jeder möchte auf “Camarguepferden „ durch die tolle Landschaft reiten und diese neu für sich entdecken. Im Jahre 1993 waren 572 Zuchtstuten und 82 Zuchthengste registriert. Die Rasse wird auch nur innerhalb des Zuchtbestandes verbessert, abgesehen von bewussten Kreuzungen mit Arabern.

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