Infos zu (ARRAVANI)


Rassenname:
ARRAVANI

Zuchtland:
Griechenland

Zuchtgebiet:
Peloponnes Gebirge, Flusstal des Pinios

Besonderheiten:
Name der Rasse von der griech. Bezeichnung für Passgänger, vom Aussterben bedroht, leicht nach innen gedrehte Ohrspitzen

Größe:
135 cm bis 155 cm

Gruppe:
Gangpferderasse (Passgänger)

Blut:
Kleinpferd

Griechenland das ist doch Geschichte, Geschichte noch einmal Geschichte, dann Antike, Urlaub, Son-ne, Meer und vieles weitere mehr. Als Pferdezuchtland hat dieses Land eher wenig zu bieten, sind hier nun aber doch Pferderassen, Gangpferde, Reiter und Pferde-züchter zu finden?!. Dies ist doch eher selten anzutreffen oder zu sehen. Doch schon große Griechen, wie XENOPHON 8430-355 v. Chr.), OPPIAN (um 211 n. Chr.) und HOMER hatten zu Pferden und deren Zucht einiges zu berichten und uns daher überlassen. Das mag auch an den Gegebenheiten des Landes liegen. Das gesamte griechische Landschaftsbild wird vom ihm umgebenen Meer und vielen Inseln bestimmt, so ist kein Ort weiter als 140 km vom Meer entfernt. Im Westen erstreckt sich das junge dinarisch-hellenische Faltengebirgs-system. Das zentrale Gebirgsmassiv, das zerklüftete Pindosgebirge erreicht Höhen von bis zu 2637 m und im Süden setzt sich das Gebirgsmassiv auf dem Peloponnes, der größten Halbinsel Griechenlands, fort. Die kompakten kristallinen Gebirgsmassive im Nordosten und Osten haben im Olymp ihre höchste Erhebung. Im küstennahen Raum gibt es aber auch weite Ebenen und Grasland mit kleineren Hügeln zwischen denen sich die zahlreichen Oliven- und Weinanbaugebiete befinden. In Griechenland herrscht ein mediterranes Klima mit trockenen, warmen Sommern und feuchten, kühlen Wintern. Im Norden gren-zen Albanien, Mazedonien und Bulgarien und weiter in Osten die Türkei an diese Land. Die griechi-sche Geschichte ist sehr alt und reich an Geschehnissen rund um das Pferd. Die Heimat der Arravanis ist hauptsächlich das Flusstal des Pinios im Peloponnes Gebirge und deren angrenzender Hügel. Neben diesen Pferden aus den Bergen gibt es aber auch Pferde die aus den Ebenen stammen. Heute sind sie in ganz Griechenland zu finden. Das Leben dieser Pferde in Griechenland ist sehr hart und rau, denn für die Griechen sind diese Pferde ein reines Arbeitstier. Sie werden daher nicht so gehegt und gepflegt wie bei uns Deutschen. Weidegebiete, besonders Grün- und Weideland steht nicht so großzü-gig zur Verfügung wie in anderen Ländern und das vorhandene Weideland braucht man für die Futterge-winnung und für das Milchvieh. Wenn ein Bauer mehrere Pferde besitzt und es sich leisten kann Pfer-de auf eine grüne Wiese zu stellen, dann wird eine ranghohe Stute oder eine Leitstute an einem langen Strick angebunden und der Rest der Herde läuft frei herum, um dort zusammen mit den Ziegen zu grasen. Diese Pferde stehen oft das ganze Jahr über auf den kleinen Wiesen und werden nur bei Bedarf zugefüttert. In besonders harten Wintern kann es auch schon mal passieren, dass ein Fohlen einer unerfahrenen Stute von einem Wolf geholt und auch gefressen wird. Pferde die näher an den Ortschaften stehen grasen meistens in den nahen Obstplantagen und Olivenhainen und hier findet man noch die klassische "Seilhaltung". Hengste laufen meist mit der Herde herum oder stehen, wie in Deutschland, auch schon mal im Stall. Das Ergebnis der Seilanbindungen kann man oft noch als Käufer sehen, da sich die Stricke um die Fesseln wickelten sind Einschnürverletzungen an den Fesseln nicht selten. Eine Unsitte oder Sitte, denn wir markieren auch schon Kälber mit großen gelben Ohrmarken, ist das Beschneiden oder Abschneiden der Ohrspitzen bei den Pferden, um den Besitz zu markieren. Diese Pferde werden in Griechenland traditionell für alle möglichen Arbeiten, wie dem Tragen von Olivensäcken aus den Bergen, der Beförderung von Gepäckstücken in die Berge, dem Pflügen von stei-nigen , kargen Böden und dem Tragen ihrer Reiter im bequemen Gang auf unbefestigten und steilen Bergpfaden, verwendet. Das Wort "Arravani" ist ein nicht 1 zu 1 übersetzender Eigenname für grie-chische Pferde die mit einem spezifischen Gang oder einer Gangveranlagung ausgestattet sind und es ist noch keine einheitliche Pferderasse wie man sie in Deutschland bezeichnen würde. Sie müssen einfach zu handhaben sein, denn für eine lange Ausbildung fehlt die Zeit. Es gibt noch keine offi-zielle Zucht, kein Zuchtziel und keine Einheitlichkeit in der Rasse. Die Registrierung und die ge-plante Zucht dieser Pferde streckt noch in den "Kinderschuhen", aber es laufen staatliche Förderpro-gramme, um diese wertvollen alten Landschläge mit der über Generationen geprägten Gangveranlagung zu erhalten. Wichtig ist dabei das Wissen der Bauern über ihre Pferde, denn sie können schon recht genau über die Abstammung, die Vorfahren und die Eigenschaften ihrer Pferde berichten und wissen auch genau welche ihrer Pferde rein oder vermischt sind. Denn Kreuzungsprodukte mit Arravanis sind nicht gleich Arravanis. Besonderer Wert wird bei der Zucht auf die Gangveranlagung gelegt. Griechische Pferde haben zu 60 bis 70 Prozent eine deutliche Gangveranlagung, wobei der Grieche den Pass bevorzugt. In letzter Zeit hat sich in Griechenland auch eine Freizeitreiterszene entwickelt von der auch Touristen profitieren können. In ländlichen Gebieten und stadtnahen Räumen entstehen Reitvereine deren Reiter mit ihren Arravanis Geländeritte von einem bis mehreren Tagen unternehmen. Dadurch haben auch die Züchter im Norden von Griechenland reagiert und halten ihre Pferde besser, es gibt Offenställe, immer mehr Koppeln und eine Kontrolle der Pferde. Nun muss man aber wissen, dass in Griechenland diese Pferde meist im Pass geritten werden, d. h. den Pferden wird dies so antrainiert oder gegenüber dem diagonalen Gang bevorzugt. Dies hat auch seinen Sinn, denn Pferde aus den Bergen gehen naturgemäß mit einer Last im Passtölt einen Berg hinauf oder hinunter, das ist auf der ganzen Welt so. Dies sollte man als Europäer wissen, wenn man sich ein solch tolles Pferde in Griechenland direkt kaufen möchte, denn ein mehrjähriges gerittenes Pferd bietet unter dem Sattel oft gleich den Pass an und zeigt an der Longe oder im Freilauf den Tölt und den Trab. Er sollte oder muss dann durch entspannende Übungen mit einem erfahrenen Gangpferdereiter auf einen lockeren Tölt unter dem Sattel umgestellt werden. In Griechenland werden Hengste dieser Rasse auch gerne zur Zucht von Mauleseln herangezogen und Stuten werden mit Vollblütern gekreuzt, deren Produk-te ein überraschend hohes Springvermögen zeigen. Leider ist diese Rasse in Griechenland heute vom Aussterben bedroht und es gibt nur noch ca. 300 Exemplare dieser Rasse. Eine drastische Reduzierung dieser Pferde erfolgte beson-ders durch Mechanisierung der Landwirtschaft und der sinnlosen Verschiffung vieler dieser Pferde nach Italien, um dort als Pferdefleisch in der SALAMI zu landen. Doch neuerdings gibt es staatliche Förderprogramme zum Schutz dieser und der anderen Rassen und es bleibt zu hoffen, dass sie funktionieren. Die Ahnen dieser Kleinen Tölter sind nicht genau bekannt, Sicher ist die Vermischung uralter griechischer Pferdeschläge die ab dem 15. Jh. mit türkischen Pferden arabischer und auch nordafrikanischer Abstammung stattgefunden haben muss. Die genaue Ge-schichte dieser Rasse ist also nicht genau bekannt, doch sicher ist die Verwandtschaft dieser Pfer-de mit zahlreichen römischen, griechischen und türkischen Pferden. Neben dem Arravani gibt es in Griechenland noch das Pindos Pony, das Peneia Pony und das Skyros Pony oder wenn es nach den Erhal-tern der Rasse geht- Skyros Pferd. Die traditionellen Pferdezuchtgebiete Griechenlands lagen seit Jahrhunderten im Tiefland von Thessalien und Epirus. Arravanis sind in Griechenland ziemlich unein-heitlich im Exterieur und in der Größe, da sie immer noch als reine Gebrauchspferde behandelt wer-den. Noch dazu gibt es die etwas kleineren und feineren Pferde aus dem Norden oder den Bergen und die etwas größeren und harmonischeren Tiere aus den Ebenen. Dies ist bei vielen Rassen mit dieser Einteilung typisch. Die etwas feineren wirken leicht arabisiert und die größeren sehen aus wie ein kleiner Berber Die Pferde in Deutschland, wo man eine einheitliche Rasse anstrebt, sind im Typ re-lativ einheitlich, besonders wenn man die deutsche Nachzucht betrachtet. Noch sind aber Pferde beider Typen zu finden. Die deutsche Nachzucht kann außerdem auch noch größer und kräftiger werden als in Griechenland. Es gibt eindeutige Dreigänger aber auch Fünfgänger. Der Arravani ist ein har-monisch gebautes, abgerundetes Pferd das meist einem kleinen Berber oder Araber Berber ähnelt. Der Kopf ist klein bis mittelgroß, feingeschnitten, sehr markant und ansprechend, hat eine gerade Nasen-linie, große freundliche Augen und zeigt deut-lich einen orientalischen Einschlag. Sehr typisch sind die Ohrspitzen dieser Pferde die, ähnlich wie bei den indischen Kathiawari- und Marwaripfer-den, nach innen zeigen. Der Hals ist hoch angesetzt und kräftig ohne massig zu wirken. Die Schulter ist steil und der Widerrist ausgeprägt. Der Rumpf und auch der Rücken ist kurz, gerade und kräftig und in der Lage auch Lasten bzw. Menschen mit einem Gewicht von 100 kg zu tragen. Die Kruppe ist kräftig, abfallend und doch schmal und endet mit einem eleganten und hohen Schweifansatz. Die Glied-maßen sind außer-ordentlich trocken, passen immer zum Typ und haben harte, kleine und steile Hufe von unverwüstlicher Härte. Schon XENOPHON meinte bei Pferden müsste ein optimaler Huf die Form einer umgedrehten griechischen Kaffeetasse haben. Die Fesseln sind sehr trocken und steil und die Hinterbeine neigen oft zur Kuhhessigkeit, einem typischen Rassemerkmal vieler trittsicherer Bergp-ferde. Das Langhaar dieser Pferde ist sehr üppig, lang und fein und kann auch lockig sein. Dies wurde schon von HOMER beschrieben als er von den schönmähnigen Rossen Thessaliens berichtete. Bei den Arravanis sind meist nur Schimmel und Rappen oder Dunkelbraune zu finden, ähnlich wie bei den Berbern!! Andere Farben, Schecken oder Spezialfarben, sowie Wildfarben sind nicht zu finden. Die Widerristhöhe liegt bei ca. 135 cm bis 155 cm. Diese Pferde sind sehr vielseitig, menschenbezogen, liebenswert, gutmütig, arbeitswillig und ungemein gleichmütig und gelassen. Außerdem sind sie die absoluten und verlässlichen Gemütspferde ohne hang zum "Durchgehen". Halter von Arravanis bestätig-ten: "Diese Pferde gehen mit Dir überall hin". Klar, eine Eigenschaft eines intelligenten Bergpfer-des, denn einen Berg sinnlos in Angst hinunterzugaloppieren bedeutet immer den Tod oder eine schlim-me tödliche Verletzung. ´ eine Eigenschaft die viele der hiesigen Pferde total verloren haben!! In Griechenland gehen diese Pferde durch eine harte Schule und auch die nach Deutschland gekommenen müssen erst einmal ein wenig lernen. Der Tölt oder Pass ist bei diesen Pferden genetisch fixiert, sie bieten ihn von alleine an und kann je nach Alter und Wunsch gefördert werden. Schon die Fohlen können tölten. Man kann diesen Gang problemlos später auch Gebisslos reiten. Bei den Arravanis gibt es reine Dreigänger, Viergänger mit einer Verschiebung zum Pass bzw. Trabtölt oder auch taktklare Naturtölter und Naturpasser. Die Pferde bieten alles an und man kann es für sich nutzen. Schritt, Trab und Galopp zeigen alle Pferde, aber mit weniger Aktion dafür aber mit mehr Raumgriff und be-quemer Bewegung. Der Galopp muss besonders bei älteren schon gerittenen Importpferden aus Grie-chenland erst herausgear-beitet werden, da dieser zu Gunsten des Passganges in Griechenland unter-drückt wurde.

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