Infos zu (KINSKY%20PFERD%20(EQUUS%20KINSKY,%20CHLUMECER%20HUNTER,%20CHLUMETZER,%20B%C3%96HMISCHER%20HUNTER))


Rassenname:
KINSKY PFERD (EQUUS KINSKY, CHLUMECER HUNTER, CHLUMETZER, BÖHMISCHER HUNTER)

Zuchtland:
Tschechien

Zuchtgebiet:
Böhmen

Besonderheiten:
Erstklassiges Reit – und Jagdpferd, fast nur Palominos oder Falben; Name der Rasse vom Züchter

Größe:
160 cm bis 165 cm

Gruppe:
Farbrasse

Blut:
Halbblut

Wie der Palomino, der Buckskin und andere bekannten Farbzuchten ist auch das Kinsky Pferd eine Zucht nach Farbe. Doch hier werden auch Renn- und Reitleistung in der Zucht
berücksichtigt. Das Kinsky Pferd, ein wunderschöner Goldisabell - oder Falbe, stammt aus Böhmen in der Tschechischen Republik und erhielt seinen Namen von den Züchtern der verschiede¬nen Grafen Kinsky. Die Zucht dieser wunderschönen Pferde ist eng mit dem Namen der Grafen Kinsky verbunden, hat eine umfangreiche Geschichte und ist bekannt durch Parforcejagden und Hindernisrennen. Die Vorfahren aus dem Geschlecht der Kinskys wurden schon im Jahre 1281 urkundlich erwähnt, aber noch unter den Namen Vchyhsky (Wchinsky). Das herrschaftliche Schloss Karlskrone in Chlumec nad Cidlinou besteht seit dem Jahre 1723. Ihr Privatgestüt bei Chlumec gilt als eines der ältesten Böhmens und soll schon seit 1611 in verschiedener Form existieren. Das Geschlecht der Kinskys war schon immer für Erstklassigkeit bekannt und man kannte kein Mittelmaß bei all ihren Tätigkeiten. Weiterhin galten sie als stur, rebellisch und ein wenig eigen.
Die Zucht in Chlumec bestand schon seit einigen Jahrhunderten und die Vorliebe der Züch-
ter für auffallende und ausgefallene Pferdefarben war bekannt. Im königlichen Auftrag wurden im Gestüt vorerst Pferde für das Militär und die Wirtschaft gezüchtet und es waren
damals schon überwiegend Falben. Während des siebenjährigen Krieges mit Preussen
wünschte die Kaiserin MARIA - THERESIA (1717 -1780) eine Erweiterung der Zucht. Die
Falben und Isabellen brachten somit Farbe in die schwarzbraune Einheitsfarbe der damali-
gen Kavallerie. Ganz bekannt ist der Viererzug von KRISTINA KINSKY - Liechtenstein, gezo-
gen von den berühmten Chlumecer Falben, mit denen sie 1813 zur Feier des Wiener Kongresses einfuhr.
Die meisten Pferde dienten der Renn- und Jagdreiterei und waren sehr geschätzt und beliebt. Sogar die berühmte Kaiserin Sissi soll auf Einladung der Grafen Kinsky auf solchen Pferden zur Jagd geritten sein. Sie galt ja als hervorragende Reiterin. Dazu gibt es auch ein Gemälde einer Jagdgesellschaft das im Pferdemuseum von Slatinany hängt.
Die Entstehung dieser Rasse ist mehr oder weniger einem Zufall zu verdanken. Die Familie Kinsky züchtete schon immer und sehr erfolgreich gute Vollblutpferde für die Rennbahn. Besonders Graf OKTAVIAN JOSEF KINSKY (1813-1896) war ein besonderer Pferdekenner und Züchter und gilt heute als die Schlüsselfigur für den Aufbau der Chlumecer Pferdezucht. Er baute ab 1832 planmäßig das Gestüt Ostrov in Clumec mit spanischen Falben und Isabellen auf. Im Jahre 1835 importierte er als einer der ersten böhmischen Pferdezüchter englische Vollblutstuten und den Hengst WHISKER xx aus England. Im Jahre 1838 erstellte er auch ein eigenes Zuchtbuch. Im selben Jahr tauchte der Name Kinsky Pferd als Rassebezeichnung erstmals auf. Vorher wurden diese Pferde einfach als die besonderen Pferde des Grafen Kinsky gehandelt Er war bemüht seine guten Pferde zu zeigen und brachte dazu 1836 als erster die englische Jagdreiterei mit Hundemeuten nach Tsche-
chien, indem er komplette Foxhoundmeuten samt Jagdequipage importierte.
Stammväter der Chlumecer Isabellen und Falben sollen ein Favory - Lipizzaner Hengst und der weißmähnige Hengst CAESAR gewesen sein, wobei Letzterer als Stammvater der Rasse gilt. Der Lipizzaner vererb¬te seine Falb - Farbe als er im Gestüt deckte. Dazu muss man noch sagen, dass zu dieser Zeit bei den Lipizzanern noch die bekannten bunten Herden in der Zucht zu finden waren und daher ein Falbe nicht selten war.
Im Jahre 1939 fiel im Gestüt das weißmähnige Isabellstutfohlen THEMBY II welches von der Vollblutstute THEMBY I xx und dem Vollblüter WHISKER xx stammen sollte. Doch genau war deren Abstammung nicht bekannt, denn der Vater von THEMBY II soll wohl ein spanisch-neapolitanischer Hengste gewesen sein, der ihre Mutter auf der Weide unbemerkt deckte und dem Stutfohlen die wunderschöne Farbe verpasste. Dieser Hengst stammte aus einem benachbarten Gestüt. Da das Fohlen THEMBY II, wegen einer angeblichen Fehlfarbe nicht in das General - Studbook für Englische Vollblüter eingetragen werden durfte, legte ihr Besitzer Graf O. J. KINSKY ein eigenes an. Dies erfolgte schon im Jahre 1838.
THEMBY II brachte später mit dem Voll¬blut - Fuchshengst PPRINCE DJALMA den Isabell-
hengst CAESAR. Er war ein wunderschöner, metallisch glänzender goldfarbener Hengst mit schneeweißen Langhaar. Neben seiner Farbe vererbte Dieser Hengst auch seine Leistungs-
stärke, seine Sportlichkeit und seinen guten Charakter. Dieser Farbton vererbte sich bis in die heutige Zeit erfolgreich weiter und die Pferde bewährten sich, wie schon frü¬her, sehr erfolgreich bei Jagden und Querfeldeinrennen.
Dieser Graf war auch unter den Leuten die im Jahre 1875 die „große Pardubitzer „ oder auch „Pardubitzer Steeplechase“ begründeten, nachdem man vorher die Pferde auf den verschiedensten Hindernisbahnen forderte. Viele Familienmitglieder siegten mit Kinsky Pferden auf dieser berühmt-berüchtigten Rennbahn und machten die rotweißgestreiften Farben der Kinskys bekannt. Nach dem Tod von Graf O. S. KINSKY übernahm sein Neffe Zdenko Radslav KINSKY das Gestüt und züchtete sehr erfolgreich weiter. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Rasse fast erloschen. Im Jahre 1948 wurde das Gestüt enteignet und der Graf ging 1956 nach Paris. Die damaligen Pferde wurden in alle Winde zerstreut und viele Pferde gingen in der Zucht des neuen Tschechischen Warmbluts auf.
Doch es gab einige treue Züchter und Liebhaber dieser Pferde die eine kleine und wertvolle Genreserve retten konnten. Der Tierarzt Vlastimil SIXTA organisierte in einem Reitverein eine kleine Zucht auf die die Hengstlinien HUSAR und CERVANEK zurückgehen. Der ostböhmische Gutsbesitzer FRINTA rettete den Falbhengst CURBES, später unter den be-
rühmten Namen CAESAR bekannt, da er nach seinem Stammvater umgetauft wurde. Über seinen Sohn NARCIS und seine Töchter erlangte er viel Einfluss in der Zucht.
Den eigentlichen Aufbau der Zucht setzte Josef SOUCEK durch, der in Lipa eine sehr gute Stutenherde aufstellte. Seit 1967 steht auch wieder eine kleine Gruppe in Ostrov/Chlumec und man versucht mit reinerbigen und farbgleichen Hengsten die Zucht weiter voran zu bringen. Von 1986 bis 1991 hatte der damalige Gestütsdirektor des Nationalgestütes Kla-drub Dr. Norbert Zalis die Leitung des Gestütes inne. Er führte auch die Rassebezeichnung „Kinsky Pferd“ ein und gründete mit dem Grafen Radslav KINSKY, der im Jahre 1990 wieder auf seinen Pferden sitzen konnte, den CLUB „EQUUS KINSKY“. Im Jahre 1989 wurde die Gestütsleitung mit Pacht in die Hände des Ehepaares Liba und Petr PULPAN gelegt. Man züchtet heute wieder mehr im Halbbluttyp stehende Pferde die deutlich vom Warmblutcha-
rakter abweichen. Mit ausgesuchten Trakehnern, Vollblütern und auch einem falbfarbenen Achal Tekkiner für die Farbauffrischung, versucht man sich wieder dem Typ eines „böhmi-schen Hunters“ mit der typischen Farbe zu nähern. Nachdem eine Gestütserweiterung in Ostrov/Chlumec von der gleichnamigen Stadt nicht unterstützt und teilweise verboten wurde zog die Zucht einige Kilometer weiter nach Hradistko u Sadske. Weiterhin stehen auch einige Kinsky Hengste in Kladrub.
Das Kinsky Pferd gilt heute als vom Aussterben bedroht und ist eine der seltensten Pfer-
derassen der Welt. Es gibt derzeit weniger als 500 Pferde dieser Rasse. Tschechien hat in-zwischen den Wert dieser Pferde erkannt, stuft auch deren Wert als nationales Kulturgut an und hat auch dessen Ausrottung per Verordnung Einhalt geboten. Doch gibt es für die Züchter keinerlei finanzielle Zuschüsse oder Vergünstigungen. Ein Problem war auch der Ausverkauf dieser Pferde, da man mit Palominos (Isabellen) viel Geld machen konnte und solche Pferde in Deutschland und anderen Ländern zwar bekannt aber schlecht zu bekom-
men waren. Alle echten Kinsky Pferde erhalten ein Brandzeichen und eine Abstammungs-
urkunde. Der Name „Equus Kinsky“ hat heute Markenschutz unter „R“.
Der CLUB EQUUS KINSKY und der Zuchtverband sind eng verbunden und der Verband hat inzwischen auch internationalen Charakter und vertritt alle Züchter und Besitzer von reinen Kinsky Pferden Europas.
Kinsky Pferde sind heute oft d i e Stars auf internationalen Messen, Veranstaltungen und
Reitveranstaltungen, sowie auch häufiges Thema in zahlreichen Fachzeitschriften.
Fast alle Kinsky Pferde sind sehr gefällige Halbblüter mit verschiedensten Anteilen von Vollblut. Im Rahmen geben sie das Exterieur eines guten Hunters ab. Der Kopf ist sehr edel, trocken und mit geradem Profil versehen. Die Pferde sind sehr großrahmig, haben eine elegante und gute Oberlinie, einen kräftigen Körper mit einer guten Gurttiefe und eine tadellose Schulter. Der Hals ist gut aufgesetzt und schön geschwungen, der Widerrist ist gut markiert und der Brustkorb ist sehr tief und breit. Die Nierenpartie ist kräftig, die Hinterhand gut bemuskelt und die leicht abgeschrägte Kruppe endet mit einem tiefen Schweifansatz. Die Gliedmaßen sind sehr stabil und haben trockene Gelenke, starke Knochen und dunkle feste Hufe. Die Größe liegt bei ca. 160 cm bis 165 cm. Das Beste an dieser Rasse ist die Farbe. Fast alle Pferde sind metallisch goldglänzende Isabellen oder Falben mit silberweißem oder lackschwarzem Langhaar. Der metallische Glanz dieser Pferde, auch bei vielen russischen Rassen bekannt, entsteht durch das genetisch bedingte extrem dünne und in sich gebrochene Haarmark. Daher wird das Licht das auf das Fell trifft wie von einem Kristall gebrochen und reflektiert. Bei den Kinsky Pferden ist dieser Glanz bei einigen Exemplaren besonders ausgeprägt.
Folgende Farbkombinationen kommen vor:
1.Dunkelisabell mit weißem Langhaar
2. Hellisabell mit weißem Langhaar
3. Fuchs mit weißem Langhaar und der Erbanlage für die Isabellfarbe und
4. Verschieden aufgehellte Falben mitschwarzem Langhaar.
Das diese Pferde und diese Art der Farbzucht zum Verblassen oder weiteren Aufhellen der Farbe neigt werden oft fuchsfarbene oder braune Stuten mit den Palominohengsten verpaart.
Abzeichen gibt es nur wenige oder ganz kleine am Kopf. Die Pferde verfügen über alle Eigenschaften die ein gutes Jagdreitpferd ausmachen und besitzen daher raumgreifende Bewegungen in allen drei Grundgangarten und ein beachtliches Springvermögen. Weiterhin eignen sie sich auch als leichtes Reitpferd und auch als Fahrpferd.

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