Infos zu (S%C3%84CHSISCH%20%E2%80%93%20TH%C3%9CRINGISCHES%20SCHWERES%20WARMBLUT%20(SCHWERES%20WARMBLUT,%20S%C3%84CHSISCHES%20WARMBLUT,%20TH%C3%9CRINGER%20WARMBLUT))


Rassenname:
SÄCHSISCH – THÜRINGISCHES SCHWERES WARMBLUT (SCHWERES WARMBLUT, SÄCHSISCHES WARMBLUT, THÜRINGER WARMBLUT)

Zuchtland:
Deutschland

Zuchtgebiet:
Sachsen und Thüringen

Besonderheiten:
Alte Rasse

Größe:
157 cm bis 165 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Warmblut

Das schwere Warmblut oder Pferde dieses Kalibers waren lange in allen Hochzuchtgebieten der deutschen Warmblutzucht einmal ein gefordertes und gängiges Pferd, da es vorwiegend als Arbeitspferd und Reitpferd dienst. Mit der Mechanisierung in der Landwirtschaft und dem Wandel der Pferdezucht in Richtung Reit- und Sportpferd verschwanden die meisten schweren Warmblüter bis auf wenige die man heute besonders in den südöstlichen Bundesländern und auch wieder im Originalzuchtgebiet findet.
Im 15. Jahrhundert wurde die Oldenburger Pferdezucht erstmalig erwähnt. Gefördert wurde die damalige Zucht vor allem durch Vögte und Deichgrafen in Ostfriesland. Ab 1815 wurden vermehrt Oldenburger Hengste eingesetzt und ab 1880 wurde jegliche Fremdblutzufuhr aus anderen Zuchtgebieten eingestellt. Es kam immer mehr zur Angleichung des Typs an das Oldenburger Pferd, so dass beide Zuchten einer Rasse zuzuordnen sind.
Man orientierte sich in der Zucht auf ein mittelrahmiges, starkknochiges und Ieichtfuttriges Ar-
beitspferd. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine Veredlungsphase mit Hilfe von Arabischen
und Englischen Vollblütern sowie einem Anglo-Normannen ein. Seit Mitte der sechziger Jahre
musste die angewandte Zuchtmethode im Hochzuchtgebiet als vielseitige Kombinationszüch-
tung bezeichnet werden, welche die Umstellung auf ein elegantes Reitpferd beinhaltete. 1971 wurde der letzte Beschäler klassischer Blutführung aus der Zucht genommen. im einstigen Hochzuchtgebiet der ehemals schweren Warmblüter existiert heute nur noch eine kleine Population schwerer Warmblutpferde. Um die Jahrhundertwende erfolgten größere Exporte von Hengsten und Stuten in die Nachzuchtgebiete, besonders nach Sachsen, Thüringen, Sachsen-
Anhalt, Schlesien, Bayern, Holland, Dänemark und vereinzelt auch nach Württemberg.
Die heute in Deutschland existierenden schweren Warmblutbestände rekrutieren sich im we-
sentlichen aus den ehemaligen Nachzuchtgebieten Sachsen und Thüringen. Die Bestände an Schweren Warmblutstuten nahmen in den sechziger Jahren auch in Sachsen und Thüringen
stark ab, bis es zum völligen Erliegen der Zucht kam. 1975/76 deckten weder in Sachsen noch in Thüringen Schwere Warmbluthengste. Dank engagierten Züchtern und der Zuchtleitung wurden die abgekörten Hengste nicht kastriert und verdienten als Kutschpferde weiter ihren Hafer, so dass 1977 erstmals wieder drei Hengste auf Station gingen. “Reaktiviert“ wurde die Rasse mit insgesamt 10 Althengsten und den noch vorhandenen Stuten. Nach der Zuchtpause fand 1981 wieder die erste Hengstkörung statt. Durch die gute Kooperation beider Zuchtländer einigten sie sich auch auf die heute gültige Rassebezeichnung, haben ein gemeinsames Zucht-
programm und nutzen auch die gekörten Hengste in beiden Zuchtgebieten.
Das einst in Oldenburg und Ostfriesland gezogene Schwere Warmblut, hat nichts an Attraktivi-
tät und Ausstrahlung früherer Zeiten verloren. Das lnterieur hat sich kaum verändert, nur das Exterieur konnte entsprechend dem neuen Nutzungsspektrum über viele Jahre geformt und verbessert werden.
Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden sie in der Landwirtschaft auf mittelschweren Böden und im Fuhrgewerbe eingesetzt. Die Armee nutzte schwere Warmblüter als Trosspferde und für die bespannte Artillerie. Die Bestände dieser klassischen Kutschpferderasse gingen rapide mit der sinkenden wirtschaftlichen Bedeutung des Pferdes zurück.
Heute werden diese schweren Warmblüter wieder gezüchtet und sind auf vielen Reitsportveran-staltungen, Shows und auch im privaten Bereich zu finden. Es gibt viele private Züchter in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und es stehen auch einige Hengste im Landgestüt Moritzburg. Diese können von diesen Züchtern genutzt werden und dienen auch dem Rasseerhalt.
Das schwere Warmblut ist heute ein harmonisches mittelschweres Warmblutpferd das sich besonders für die Arbeit vor der Kutsche auszeichnet. Der Kopf ist ausdrucksvoll, hat große Augen und kleine Ohren. Der Hals ist mittellang, gut aufgesetzt, gut bemuskelt und kräftig. Die Schulter ist lang und schräg und hat eine gute Verbindung zum Körper. Der Widerrist ist gut ausgebildet und geht in einen kräftigen Rücken über. Die Lendenpartie und die leicht geneigte Kruppe sind gut bemuskelt. Es kommen fast alle Farben, außer Schecken, Tigerschecken und Sonderfarben, vor. Überwiegend gibt es aber Rappen, Dunkelbraune und Braune. Übermäßige weiße Abzeichen an Kopf und Gliedmaßen sind unerwünscht. Die Größe liegt bei ca. 157 cm bis 165 cm.
Pferde dieser Rasse sind ausdauernd, leistungswillig, lernfähig und zuverlässig. Sie eignen sich besonders gut als Fahrpferd und auch für den Fahrsport. So konnten diese Pferde schon oft Meisterschaften im Gespannfahren gewinnen.
Leider gilt diese Rasse nach der Einteilung „Risk - Status“ der FAO als gefährdet und steht bei der Zentralen Dokumentationsstelle für Tiergenetische Ressourcen in Deutschland (TGRDEU) in der Kategorie „Erhaltungspopulation“. Die züchtenden Bundesländer erhalten für die Zucht dieser Rasse Fördermittel. Beide Zuchtgebiete sind auch als gemeinsamer Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen aktiv. Das zuständige Gestüt ist das Landgestüt Moritzburg und es gibt derzeit ca. 40 Zuchthengste, von denen einige auch im Gestüt stehen, da die Mehrzahl in Privathand steht.
In Baden-Württemberg gibt es auch eine kleine Zuchtinsel, die IG Schweres Warmblut „Baden-Württemberg“ deren Zucht vom Landgestüt Marbach unterstützt wird. Weiterhin gibt es in Niedersachsen noch einen kleinen Verband der sich der Erhaltung der ostfriesisch - altolden-burgischen Pferde verschreibt, die ja einmal der Grundstock für die Zucht des Schweren Warm-
bluts waren.

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