Infos zu (S%C3%84CHSISCHES%20REITPFERD)


Rassenname:
SÄCHSISCHES REITPFERD

Zuchtland:
Deutschland

Zuchtgebiet:
Sachsen - Anhalt

Besonderheiten:
Alte Rasse, Name der Rasse vom Zuchtgebiet, gehört zur Gruppe Deutsches Sportpferd und somit zur Rassegruppe Deutsches Reitpferd

Größe:
157 cm bis 165 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Warmblut


Gemeinsam mit den anderen bekannten warm(halb)blütigen Reitpferderassen Deutsch-lands gehört auch das Sächsische Reitpferd Warmblut zu der Rassegruppe Deutsches Reitpferd, obwohl es innerhalb dieser Gruppe zur Rassegruppe Deutsches Sportpferd zählt. Diese Gruppe von Reit -und Sportpferden werden alle nach dem gleichen Leistungsprinzip gezüchtet und nähern sich heute in Erscheinung, Aussehen und Abstammung immer weiter an.
Sachsen Anhalt hat eine sehr wechselvolle Pferdezuchtgeschichte. Man versuchte schon immer mit guten Vollbluthengsten die einheimischen Stuten zu verbessern, um geeignete Remonten für die Armee zu erhalten. Anfangs hatte die Zucht auch Erfolg, doch mit der Agrarrevolution ab 1839 wurde die Basis für die Pferdezucht vernichtet, weil alles Land nun zu zur intensiven und vielfältigen Landwirtschaft genutzt wurde. Dazu brauchte man auch schwerere Arbeitspferde und die Zucht wandelte sich vom leichten Kavalleriepferd in ein schweres Arbeitspferd um. Es sollte ein schweres Schrittpferd sein, doch ein richtiges Zuchtziel gab es nicht. Erst mit der Gründung der „Centraldeputation zur Förderung der Pferdezucht“ wurde ein gemeinsamer Weg in der angelsächsischen Provinz gegangen. Hierbei sei besonders der Gutsbesitzer Heinrich v. NATHUSIUS (1824 bis 1890) genannt, der sich besonders für die Zucht dieser schweren Schrittpferde einsetzte, obwohl noch nicht ganz klar war welche Rassen sich dazu am besten eignen würden. In seinen be-kannten Schriften sprach er sich für den Clydesdaler aus. Im Jahre 1888 wurde die Pro-vinz Sachsen als ungeeignet für die Remontenzucht eingestuft und die neue Zuchtrich-tung stand wiederum nicht fest. Auch die Betreuung durch verschiedene Gestüte brachte keine Besserung. Anfänglich, bis 1877, war das Land- und Hauptgestüt Graditz zustän-dig, später kamen die Hengste aus dem Landgestüt „Lindenau“ in Neustadt an der Dosse und ab 1891 aus dem neu gegründeten Gestüt Kreuz bei Halle. Letzteres war wieder vollständig mit warmblütigen Hengsten bestückt worden. Um die Jahrhundertwende waren Warmblüter kaum noch zu finden. Es wurden aber britische (Shires und Clydesda-ler), belgische und französische Kaltblutrassen und deren Kreuzungsprodukte im Lande stationiert. Ab 1880 hatte sich aber der Belgische Kaltblüter wegen seiner guten Futter-verwertung durchgesetzt, obwohl sich noch bis 1905 zahlreiche Shires und Clydesdaler im Land befanden und ihren zahlenmäßig höchsten Stand hatten. Da die Rassenfrage noch immer nicht eindeutig geklärt war kam es im Jahre 1899 zur Gründung des „Pferdezuchtvereins Sachsen-Anhalt“. Zur gänzlichen Verdrängung der englischen Kaltblüter kam es auch durch das neue Körgesetz im Jahre 1912 und die weitere Einfuhr von Original- Belgiern oder durch belgische Nachzuchten aus dem Rheinland.
Die Entscheidung zu einer weiteren Kaltblutzucht fiel wegen der intensiven Landwirt-schaft und blieb noch bis zum ersten Weltkrieg ein Bestandteil der Pferdezucht.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde neben dem schon bestehenden Kaltblutzuchtverband auch der für die Zucht des schweren Warmblutpferdes anerkannt. Dies war ein beson-derer Verdienst des Landwirts E. SCHERNBECK, der sich besonders für die Zucht des Oldenburger Pferdes einsetzte und dabei Unterstützung durch den Landesstallmeister des Landgestütes Kreuz bei Halle, Herrn H. SCHWECHTEN, erhielt. Er leitete dieses Gestüt von 1922 bis 1947 und war von 1927 an auch Geschäftsführer des warmblütigen Zucht-verbandes. Im Gestüt Kreuz standen vor seinen Amtsantritt noch immer 151 Kaltblüter zu 50 Warmblütern aus Oldenburg, Hannover, Brandenburg, Polen und dem Elsaß.
Im Jahre 1923 wurde neben dem schon bekannten auf Oldenburgischer Grundlage züchtenden Verband noch ein zweiter gegründet, der „Verband für die Zucht eines Provinzialsächsischen Warmblutpferdes auf Hannoverscher Grundlage“. Bis zum zweiten Weltkrieg war jedoch der Bestand und der Zuchteinsatz an Hannoveranern als eher gering zu sehen. Dies änderte sich aber nach dem zweiten Weltkrieg grundlegend.
Im Jahre 1944 wurde vom Sachsen - Anhaltinischen Zuchtverband ein eigenes “Gestüt-buch für Edles Warmblut‘ aufgelegt. Bis dahin hatten ja nur Gestütbücher für Kalt- und Schweres Warmblut bestanden. Im Jahre 1946 zählte man neben 69 schweren Warmbluthengsten schon 107 der Rasse edles Warmblut. Bis zum Jahre 1951 änderte sich dies dann noch einmal und das Verhältnis kippte noch einmal um und die edlen Warmblüter waren mit 73 weniger als die der schweren Warmblüter mit 130 Hengsten.
Diese Verschiebungen hatten auch viel mit der damaligen Zeit zu tun, denn einige Pferde kamen aus den verlorenen deutschen Ostgebieten oder sie kamen aus Schlesien. Da diese Flüchtlinge mit ihren Pferden die Zucht in gewohnten organisierten Rahmen fortsetzten wollten kam es schon im Jahre 1944 zur Gründung des o. g. Zuchtverbandes in Sachen-Anhalt.
Seit Anfang bis Mitte der fünfziger Jahre begann sich mit der rapide fortschreitenden Motorisierung der Landwirtschaft eine Zunahme der Warmblutzucht auf Kosten der mehr und mehr zurückgehenden Kaltblutzucht abzuzeichnen. Damit einher ging eine allmäh-liche Änderung des Nutzungszwecks, so dass schließlich nur noch sportliche Aspekte das Zuchtziel bestimmten. Professor W. WUSSOW, der Direktor des Tierzuchtinstitutes für Haustierzucht der Universität in Halle von der Akademie der Landwirtschaftswissen-schaften in Berlin erhielt zunächst den Forschungsauftrag, die Eignung des auf Hanno-verscher Grundlage gezüchteten Edlen Warmblutpferdes für die landwirtschaftlichen Belange Sachsen - Anhalts zu untersuchen. Bei der Wahl des Hannoveraners ließ sich Wussow auch durch die guten Erfahrungen leiten, die in den anderen Nachzuchtgebieten Mecklenburg, Pommern, Brandenburg und Westfalen mit dieser Rasse gemacht worden waren. Er versuchte nun „hauptgestütsmäßig“ vorzugehen, um sein Ziel zu erreichen.
So wurden 1951 die ersten beiden Hannoversch gezogenen Stuten in Mecklenburg angekauft. Denen folgten 1953 zwei weitere Original-Hannoversche Stuten aus dem Amt Neuhaus an der Elbe. Im selben Jahr wurde der Hannoveraner Hegst CLIFF durch das Gestüt Radegast erworben der vorher Landbeschäler im Gestüt Celle war. In den Jahren 1954 bis 1956 erwarb Professor Wussow noch weitere 11 Zuchtstuten in Hannover, von denen 9 Staatsprämienstuten waren. Weitere Hengste folgten auch. Im Jahre 1956 war es FRIDOLIN, 1958 kam der Verdener Spitzenhengst DOORNKAAT nach Radegast dem 1959 auch noch der Spitzenhengst FEIERABEND folgte. Da sich das Radegaster Zuchtgebiet für die Entwicklung der Pferde als besonders günstig erwies ging man 1960 ein kleines Wagnis ein und stellte den Vollblutsohn JULIER und 1963 den arabisch veredelten Hengst KURFÜRST ein. Zu Anfang wurde strikt nach Zuchtlehre der erworbenen Merk-malen gearbeitet, diese wurde besonders durch die Forscher I. W. MITCHURIN (1855 bis 1935) und seinen Schüler T. D. LYSSENKO (1898 bis 1935) vertreten. Durch diese Zuchtmethode war die bekannte Linien- und Leistungszucht verbunden mit einer Konsolidierung der Rasse vorerst nicht möglich. Mit dem Einsatz der Hengste JULIER und FEIERABEND wurde dieser groß angelegte Zuchtversuch abgeschlossen und das Gestüt Radegast war aus dem Versuchsstadium heraus.
Seit Mitte der sechziger Jahre begann im ganzen Zuchtgebiet Sachsen - Anhalt ein Umstellungsprozeß einzusetzen. Die frühere Hochburg des schweren Warmbluts wurde über den Weg der Verdrängungskreuzung, unter Zuhilfenahme von Vollblut und Ost-preußischem Blut mehr und mehr zu einem Zuchtgebiet des Edlen Warmbluts. Vorreiter waren natürlich das Hauptgestüt Radegast und die staatliche Hengsthaltung. Darüber hinaus wurden die genossenschaftlichen Betriebe und Staatsgüter, in denen Zuchtstu-tenbestände von 10 und mehr Stuten vorhanden waren, als „staatlich - anerkannte Zuchtbetriebe“ gefördert.
Innerhalb der folgenden zwanzig Jahre verschwand auf dem Gebiet des heutigen Sachsen - Anhalt das schwere Warmblut vollständig.
Heute wird in Sachsen Anhalt, vor allem in der zwischen dem Originalzuchtgebiet Hanno-ver und dem Nachzuchtgebiet Brandenburg, ein edles Warmblutpferd im Hannoverschen Typ gezüchtet. Nach dem 1990 erfolgten Zusammenschluss von Bundesrepublik und DDR und der Wiederherstellung Sachsen - Anhalts, ist als Erbteil aus 30 Jahren Zucht-geschichte im Rahmen der Pferdezuchtdirektion Mitte eine qualitativ hoch stehende Reit-pferdezucht vorhanden. Das Hauptgestüt Radegast wurde 1992 aufgelöst und in ein Landgestüt umgewandelt. Daneben hat sich eine mehr und mehr sich ausbreitende Privathengsthaltung etabliert. Gleichzeitig jedoch sind auch die Neustädter Landbeschäler und ein Teil der Brandenburger Privatbeschäler vom Sachsen - Anhaltinischen Zuchtver band anerkannt.
Sachsen-Anhalt ist ein Nachzuchtgebiet des Hannoveraners. Die dort gezüchteten Pferde sind bis zu einem gewissen Maße unverkennbar durch die auf das Gebiet ausstrahlenden Einflüsse des auf rein Hannoverscher Basis aufgebauten Hauptgestüts Radegast geprägt und sind so einem in den sechziger/siebziger Jahren kreierten „Standardtyp Hannover,, recht nahe. Die Pferde gleichen daher in vielen Merkmalen und Eigenschaften dem Hannoveraner.


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