Infos zu (SCHLESWIGER%20KALTBLUT)


Rassenname:
SCHLESWIGER KALTBLUT

Zuchtland:
Deutschland

Zuchtgebiet:
Schleswig Holstein

Besonderheiten:
Name der Rasse vom Zuchtgebiet

Größe:
158 cm bis 162 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Kaltblut

Der Schleswiger bi1dete mit dem Jütländer eine gemein¬same Zuchtausgangsbasis und ist heute als sein kleiner Bruder anzusehen. Schon im 12 Jh. war die Zucht dieser Pferde bekannt. Zu dieser Zeit bestand in Schleswig und auch in Jütland eine blühende und gute Pferdezucht. Erst erfolgte die Zucht in Reinzucht doch später wurden englische Kaltblüter in der Zucht eingesetzt. Dieses englische Kaltblut waren vorwiegend Shires oder Clydesdaler. Im Jahre 1820 führte Herzog Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderstein-Augustenburg englische Vollbluthengste nach Schleswig ein und stellte sie den bäuerlichen Züchtern zur Verfügung. Diesen folgten später englische Yorkshire Hengste, auf Initiative des königlichen Landgestütes Kolding, die einen guten Einfluss in der damaligen Zucht hatten. Dies hatte bald eine Um-stellung auf eine Warmblutzucht zur Folge. Besonders einer dieser Yorkshire Hengste, der Hengst BAY BUCKINGHAM, der 1846 importiert wurde, brachte über 500 wertvolle Nach-kommen. Weiterhin war unter diesen Pferden auch der Hengst BRILLANT der später die wertvolle F-Linie der Holsteiner Zucht begründete. Von einigen Züchtern wurden sogar Yorkshire Stuten importiert. Um 1890 stellte sich der Schleswiger oft als brauner schwerer Warmblüter dar. Doch im Glanz der schönen Pferde vergaß man geeignete Nachwuchspferde zu fördern und zu erhalten, weil der Verkauf der tollen Pferde viel Geld brachte. Die Folge waren wahllose Importe unterschiedlichster Rassen. Im 1. Band des Schleswiger Stutbuches standen um 1900 nicht weniger als 70 Hengste anderer Rassen. Vom Vollblüter bis hin zum Kaltblüter.
Doch im Jahre 1860 wurden diese Einkreuzungen eingestellt Auch bemühte man sich um die Verbesserung der Zucht, durch eine bessere Selektion. Der Schleswiger hatte zu dieser Zeit manche Fehler, so war er u. a: oft zu lang, zu aufgeschürzt, hatte nicht genügend Tiefe, schlechte Hufe und war zu schwerfuttrig. Diese Mängel konnte man aber beseitigen. In dieser Zeit wirkten auch viele bedeutendsten Hengste nachhaltig in der Zucht. Den Anfang machte im Jahre 1862 der Shire oder Clydesdaler Hengst OPPENHEIM, geboren 1859, als er vom gleich-namigen Hamburger Pferdehändler importiert wurde. Andere Quellen meinen, dass dies ein Suffolk Punch gewesen sein soll, was aber nicht stimmt. Dieser Hengst hatte sogar keine Papiere und wurde wegen seiner auffälligen seltenen und nicht erwünschten Fuchsfärbung mit großen weißen Abzeichen an Kopf und Gliedmaßen aus der englischen Zucht ausgesondert und daher verkauft. Er traf nun auf die Stuten mit deutlicher Yorkshire Prägung und nicht auf Kaltblutstuten und gab mit diesen beste Nachkommen ab. Dieser Hengst deckte bis 1869 sehr erfolgreich erst in Dänemark und später in Schleswig.
Nachdem dieser Hengst in der Zucht zum Einsatz kam wurden viele Braune und auch vereinzelt Schecken geboren, obwohl es sich bei diesen Schecken nach heutiger Ansicht und auch nach alten Abbildungen um Pferde mit der Sabinofärbung oder Nordischen Scheckung handelte, wie dies auch der Hengst Oppenheim zeigte. Diese Farbe war aber nicht gewünscht und verschwand nachdem der letzte Hengst, der Schecke BERGRAT, geboren 1919, zwar noch gekört aber nur noch wenig eingesetzt wurde. Doch es wurden und werden bis heute immer wieder vereinzelt Schecken geboren.
Die recht planlose Zucht endete im Jahre 1888 als die neue Zuchtrichtung anerkannt wurde. Mit der Gründung des Verbandes Schleswiger Kaltblutzüchter und der Eröffnung des Stut-buches, im Jahre 1891, wurde das Ziel gesetzt ein mittelschweres Kaltblut mit vielseitiger Verwendbarkeit zu schaffen.
Großen Anteil an der neuen Zuchtbasis hatten die auf Oppenheim ingezüchteten jütländischen MUNKEDAL Hengste. Dies waren MUNKEDAL VATER, MUNKEDAL II SOHN und ALDRUP MUNKEDAL ENKEL. Alle waren eher zufällig reinerbige Füchse und brachten den Anteil der Fuchsfarbe innerhalb beider Rassen bis 1945 auf 96 %. Der Hengst Aldrup Munkedal gilt heute als Stammvater der Rasse des Schleswiger Kaltblutes. Seine Nachkommen sind noch heute in verschiedenen selbstständigen Blutlinien erhalten. Durch diese Hengste war man nun end-gültig von der Warmblutzucht zur Kaltblutzucht umgeschwenkt.
In den Jahren von 1916 bis 1937 wurden die ehemals großen Schleswiger auch wesentlich kleiner und die Größe sank von durchschnittlich 173 cm auf nun 160 cm und hat sich bis heute so gehalten.
Leider kamen in den Jahren 1920 bis 1931 die Züchter durch die Abtrennung Nordschleswigs vom Zuchtverband in eine schwere Krise, da über zwei Drittel des wertvollen Stutenbestandes verloren ging. Man wollte sogar den Verband auflösen und sich den Rheinisch Deutschen Kaltblutzüchtern anschließen, was wohl das Ende des Schleswigers gewesen wäre. Nur einigen Bemühungen seiner Vorgesetzten ist es zu verdanken, das dies nicht geschah.
Im Jahre 1937 betrug der Anteil dieses Kaltblüters zwar nur 4, 4 % zum Gesamtkaltblutbe-stand. Beim Noriker waren es 13,6% und beim Rheinisch Deutschen Kaltbluter 82, %. Bis 1936 importierte man noch einmal bestes Zuchtmaterial aus Jütland, welche für die geringere Größe und bessere Bewegungen beim Schleswiger verantwortlich war. Der Erfolg war zu sehen. Der Schleswiger wurde über sein Zuchtgebiet hinaus bekannt, besonders über den deutschen Norden. Er wurde aber wenige Jahre später wieder vom Rheinisch Deutschen abgelöst. Die Blüte der Zucht lag zwischen 1935 bis 1950.
Nach 1950 setzte man in der Zucht zwei französische Kaltblüter ein, den Boulonnais - Schimmelhengst FAUST und den Postier - Bretonen Hengst HAZTA BRETON, der ein Fuchs war. Beides waren leichtere Vertreter ihrer Rasse. Faust hatte dabei den größten Einfluss in der Zucht. Danach versuchte man noch die restlichen Fehler in der Zucht zu verbessern, die etwas zu flache Rippe, das etwas zu lange Mittelstück und die zu flachen und weichen Hufe. Nachhaltig wirkte sich dann aber der starke Kötenbehang beim Verkauf aus, ein Merkmal der englischen Kaltblüter, auch dies versuchte man zu ändern. Gewünscht wird heute ein gängiges und mittelgroßes Pferd, um ähnlichen Rassen wie dem Fjordpferd Paroli zu bieten. Während die Jütländer Züchter ihrem schweren Pferd treu blieben und diese teilweise zur Schlachtfohlen-produktion benutzten gingen die Schleswiger diesen Weg nicht mit. Der heutige Schleswiger ist nicht ganz so massiv wie der Jütländer und zeigt ab und zu auch einmal die Schimmelfarbe, wegen der französischen Boulonnaiseeinkreuzung. Vom Rheinisch Deutschen Kaltblüter unterscheidet er sich durch mehr Trockenheit im Körperbau, einem stärkeren Widerrist, leb-hafteren Temperament und mehr Gängigkeit. Bekannte Blutlinien sind: HÖVDING 1055, DUX 1489, IBIKUS 2039, SATTLER 2225 und PRINCE of JYLLAND. Hövding und Prince of Jylland sind dabei die besten Aldrup Munkedal Söhne. Die gleichen Blutlinien gelten auch beim Jüt-länder Kaltblut. Heute findet man die Pferde oft bei landwirtschaftlichen Arbeiten und der Zugarbeit, denn gerade als Wagenpferd sind sie gut, haben sie doch einmal als Omnibus- und Straßenbahnzugpferde gedient.
Heute gibt es meist kleine bäuerliche Zuchten, die Hengsthaltung liegt in der Hand von Genossenschaften. Neuerdings gibt es bei einigen Züchtern das bestreben auch wieder die seltenen Rappen und Schecken in der Zucht zu erhalten. Sie waren ja schon immer wieder einmal neben der Hauptfarbe Fuchs vorgekommen. Zu diesem Zweck wurde der Rapphengst NIGHTFIRE in das Zuchtgebiet verbracht. Er wurde 1996 geboren und 1999 gekört, steht aber nur im Hengstbuch II, weil er keine Leistungsprüfung vorzuzeigen hatte. Stuten von ihm werden im Stutbuch eingetragen die Hengste aber auch nur Im Hengstbuch II. Das Engega-ment dieser kleinen Züchtergruppe ist doch sehr groß, weil sie die jährlich anfallenden Ge-bühren für seine Zulassung an das Pferdestammbuch selber tragen. Es gibt inzwischen auch viel versprechenden Nachwuchs von diesem Hengst, denn aus 6 Bedeckungen zweier Rappstuten sind schon 4 Eintragungsberechtigte Stutfohlen gefallen.
Weiterhin treten bei den Schleswigern bis heute wieder vermehrt die einstmals bekannten Schecken auf. Schon in den 50er Jahren waren solch gefärbte Gespanne bekannt. Wenn man die Zuchtgeschichte betrachtet, dann handelt es sich bei diesen Schecken nicht um eine Inzuchtdeformation, sondern eher um das Durchschlagen der englischen Ahnen.
Insgesamt gesehen ist der Schleswiger ein mittelschwerer und harmonischer Kaltblüter. Kompakt und gedrungen, meist etwas grob erscheinend. Der Kopf ist mittellang, breitstirnig und hat freund¬liche kleine Augen. Manche Pferde haben ein leicht konvexes Profil, ein Erbe des Boulonnais, der selber sehr stark arabischer Prägung ist. Der Hals ist mittellang, gut ge-schwungen und muskulös. Die mächtige Vorderhand geht in einen breiten und geräumigen Brustkorb über. Der kurze und kräftige Rücken zeigt einen breiten und flachen Widerrist. Die Schulter ist gut gelagert. Die Kruppe ist gut geformt, gespalten und wenig abgezogen. Die Lenden sind breit und haben viel Muskel und die Gurttiefe ist beachtlich. Die vier kurzen gut bemuskelten Gliedmaßen haben wenig Behang. Gelegentlich sind die großen, runden und harten Hufe etwas zu flach. Die Größe liegt bei ca. 158 bis 165 cm. Das Gewicht beträgt ca. 450 kg bis 500 kg. Die Hauptfarbe dieser Rasse ist die eines Fuchses mit einer hellen Mähne und großen weißen Abzeichen. Es folgen Braune und Schimmel und andere Farben sind seltener. Der Schleswiger ist freundlich, fromm, willig, lebhaft und zuverlässig. Seine Bewegungen sind harmonisch in alten Gangarten, der Schritt lang und bodendeckend.
Leider ist die Zucht dieser Rasse stark rückläufig und sie ist vom Aussterben bedroht, denn es gibt derzeit nur noch ca. 200 Stuten und ca. 30 Hengste dieser Rasse. Das Brandzeichen ist ein VSP für Verband Schleswiger Pferdezüchter.

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