Infos zu (SOWJETISCHES%20KALTBLUT%20(SOWJETISCHE%20LASTRASSE))


Rassenname:
SOWJETISCHES KALTBLUT (SOWJETISCHE LASTRASSE)

Zuchtland:
Russland

Zuchtgebiet:
weitläufig um Moskau

Besonderheiten:
Größter und Schwerster der bekannten russischen Kaltblüter

Größe:
157 cm bis 165 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Kaltblut

Die meisten der russischen Kaltblutrassen wurden erst in den letzten 100 Jahren und besonders nach der Oktoberrevolution entwickelt. Wie auch bei den leichteren Vertretern wurden die neuen Rassen aus einheimischen Stuten, meist schwereren Zugpferdestuten, entwickelt, denen man entweder schwere bis mittelgroße westliche Kaltbluthengste oder auch Orlow Traber zuführte. Am meisten verbreitet und geschätzt unter den "großen schweren" wird das Sowjetische Kaltblut (sowjetische Lastrasse), der größte und mächtigste der russischen und sowjetischen Kaltblüter. Zuchtgebiet ist der Raum Moskau - Jaroslawl - Kostroma - Ivanovo - Wladimir - Tambow, aber auch Belorussland und die Ukraine. Diese Rasse bildet die größte Zuchtpopulation. Gezüchtet werden diese Pferde besonders in den Gestüten Pochinki und Mordovo mit weiteren Zuchtinseln in Kollektivwirtschaften mit Pferdezucht um Wladimir, Jaroslaw und Nishni Nowgorod. Heute ist die Zucht dieser Pferde über einen weit größeren Raum verteilt.
Heute hat diese Rasse nicht mehr die große Bedeutung in der Landwirtschaft. Daher werden diese Pferde in den verschiedensten Bereichen genutzt. Die erste ist noch immer die Arbeit in der Landwirtschaft, da diese Pferde bessere Futterverwerter als ihre belgischen Ahnen sind. Ihre enormen Zugleistungen und ihr gutes Gangvermögen sind sprichwörtlich. Oft wurden diese Kaltblüter bei Zugleistungen gegen die Uhr, Sieger bei den jährlichen Alluni-onsausstellungen. Diese Ausstellung war eine riesige Tiermesse bei der jährlich auch Pfer-derassen aus allen ehemaligen sowjetischen Republiken zu sehen waren. Hier wurden ihre Champions gekürt und so auch der aktuelle Zuchtstand aufzeigt. Bekannt ist hier die Zug-leistung des Hengstes FORS, der im schweren Zug eine Last von 23 t bewegte oder der Hengst KONTUR der eine Zugkraft von 663 kg brachte.
Die zweite und zunehmende Nutzung ist die zum Schlachtpferdexport in die westlichen und südlichen Länder Europas. Auch die Nutzung dieser Pferde als Milchlieferant hat in der ehe-maligen Sowjetunion Tradition, gibt es doch viele Pferderassen die so genutzt und gezüchtet werden. So geben diese Stuten, oder Kreuzungsprodukte mit ihnen, in einer Laktationsperi-ode (ca. 300 Tage) zwischen 4 000 und 5 000 Liter Milch die für die Kumysherstellung verwendet wird. Kumys ist ein alkoholhaltiges Sauermilchgetränk (0,5 bis 3 %) und ein Nationalgetränk der östlichen Länder. Weiterhin wird diese Milch, wegen ihrer guten Eigen-schaften auch vielfältig weiter verarbeitet. Zum Schluss sei auch noch erwähnt das die stabile Rasse des Sowjetischen Kaltblüters auch als Vered¬ler anderer Rassen eingesetzt wird.
Entstanden ist diese Rasse so richtig erst nach der Oktoberrevolution und ist damit jünger als das Russische Kaltblut. Durch die Intensivierung des Ackerbaus war der Wunsch nach kräftigen und arbeitswilligen Pferden deutlich gestiegen. Zu diesem Zweck wurden schon im Jahre 1854 Belgische Hengste vom Brabanter Typ (im Gegensatz zu leichteren Belgiern beim Russischen Kaltblüter) nach Russland importiert. Bis zum Jahre 1916 waren dies insge-samt 730 Hengste. Zuchtgrundlage waren die bodenständigen Stuten aus der Umgebung von Potschinkowski und Mordowski die mit diesen Belgiern gekreuzt wurden. Diese Stuten waren sehr unausgeglichen in ihrem Exterieur, da sie früher mit anderen Kaltblütern, wie Shires, Clydedaler, Perche¬ronern und auch Suffolk Punsch verpaart wurden. Außerdem war bis dahin auch kein Zuchtziel zu erkennen. Doch durch den konsequenten Einsatz der Brabanter und mittels einer Verdrängungskreuzung, war gegen Ende des 19. Jh. Ein neuer Pferdetypus entstanden. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 wurde diese Rasse auch neben dem Russischen Kaltblüter vorgestellt und hinterließ einen positiven Eindruck, denn beide Rassen konnten sich durchaus mit den westlichen Konkurrenten messen.
Weitere Importe gab es auch nach der Oktoberrevolution (1917 bis 1921), doch wurde in dieser Zeit viel der Zuchtarbeit zerstört. Die Maßnahme von W. I. LENIN alle Gestüte zu Volkseigentum zu erklären war eine Katastrophe für die russische Pferdezucht und führte bis 1926 fast zum Niedergang.
Im Jahre 1926 erfolgte in Moskau eine „Allrussische Zootechnische Konferenz“ die einen genauen Zuchtplan für die Weiterentwicklung der Rasse vorstellte und dabei die Arbeit einer Gestütsmäßigen Zucht in den Staatsgestüten mit denen der Pferdezucht betreibenden Kollektivwirtschaften miteinander kombinierte. Ergebnis dieser Konferenz war der erneute Import von weiteren westlichen Stuten und Hengsten im Jahre 1934. Dies waren 200 Hengste der Rasse Percheron und Belgische Hengste im Brabanter und Ardenner Typ, sowie 70 Stuten dieser Rassen. Diese Hengste wurden nun an die schweren bodenständigen Stuten angepaart die im östlichen Zuchtraum von Moskau und den schon beschriebenen Zuchtgebieten standen. Doch die Zucht erwies sich aus den verschiedensten Gründen nicht von Anfang an als einfach. Es gab wenige Fachleute, ignorante und unwissenden Bauern und auch manchen sturen Wissenschaftler und alle pochten auf ihre Macht. Noch dazu kam die politische Lage. Das Stutenmaterial der ukrainischen Bauern war wegen der verschiedensten Kaltbluteinkreuzungen sehr heterogen, man wusste nichts über die Abstammung der Pferde oder sie war verloren gegangen. Ein weiterer Punkt war die falsche Selektion nach erworbenen Merkmalen, da diese Zuchttheorie eine strenge, offizielle und kommunistische Zuchtlehre war, die besonders durch die Forscher I. W. MITCHURIN (1855 bis 1935) und seines Schülers T. D. LYSSENKO (1898 bis 1935) vertreten wurde. Durch diese Zuchtmethode war die bekannte Linien- und Leistungszucht nicht möglich. Doch schon ab 1940 wurden diese Theorien über den Haufen geworfen und die Zucht dieser Pferde bekam eine Neuordnung und erfolgte durch eine sorgfältige Selektion nach Leistung, Exterieur, Typ, Bewegungsablauf und Charakter. Dies führte innerhalb von ca. 10 Jahre zu einer Konsolidierung der Rasse. Im Jahre 1952 wurde sie vom Ministerrat der Sowjetunion als eigenständige Rasse anerkannt und erhielt den Namen „Sowjetisches Lastpferd“. Da man im restlichen Europa aber eher von Kaltblütern spricht, hat sich bei uns die Bezeichnung „Russisches Kaltblut“ eingebürgert. Diese Rasse zählt heute zu den belieb-testen und populärsten russischen Rassen.
Der Sowjetische Kaltblüter ähnelt insgesamt dem russischen Kaltblüter, ist aber deutlich größer, mächtiger, schwerer, gedrungener und kompakter und nicht ganz so edel. Insgesamt gesehen ist dieser Kaltblüter massiv, kräftig, muskulös und groß. Der Kopf ist meist wohlproportioniert, sehr groß, öfter auch mal grob und lang und zeigt wenig Edelblut, d. h. meist deutliche Kaltblutmerkmale, aber er ist edler als der des Brabanters. Das Profil ist gerade oder leicht konvex. Die Augen sind freundlich und die Ohren klein und spitz. Der Hals ist kurz, stark und sehr muskulös und wird gut getragen. Er ist mit einer reichen, üppigen und langen Mähne versehen. Der Widerrist ist breit, flach und fleischig. Die Brust ist massiv und die mit Muskeln bepackte Schulter ist nicht sehr schräg gelagert. Der Rücken ist sehr breit und stark, oft ist ein leichter Senkrücken zu sehen. Der Rumpf ist tonnig hat viel Gurttiefe, eine beachtliche Rippenwölbung und eine kräftige Lendenpartie.
Die tief herabreichenden Flanken und der Bau des Rumpfes zeigt eine gute Futterverwer-tung. Die Kruppe ist gespalten, kompakt und abfallend und der Schweif tief angesetzt lang und reich an Haar. Die Gliedmaßen sind kurz und sehr kräftig und haben große, breite und flache Hufe, die öfters auch etwas weich sind. Der Kötenbehang ist kaum ausgebildet. Das gesamte andere Langhaar ist sehr wellig, üppig, dicht und lang und manche Pferde sehen bei guter Pflege wie ein Märchenpferd aus.
Die Größe liegt bei ca. 157 cm (Stuten) und ca. 165 cm (Hengste) und das Gewicht liegt bei ca. 650 kg bis 800 kg. Der Röhrbeinumfang liegt bei ca. 23,3 cm (Stuten) und ca. 25,0 cm (Hengste). Die Hauptfarbe ist die eines Fuchses, mit hellem Langhaar, es folgen Braune und Braunschimmel. Pferde dieser Rasse sind leistungsfähig, anspruch¬slos, robust, stark, ruhig, energisch und sehr arbeitswillig. Sie sind, trotz ihrer enormen Masse, sehr gute Traber und zeigen fleißige Bewegungen. Der Schritt ist raumgreifend und der Trab energisch und sicher. Die Trabgeschwindigkeit ist aber geringer als beim leichteren Wladimirer Kaltblut-pferd.

nach oben

Bildergallery zur Pferderasse